Position
Gleich und berechtigt
Alle Dienste und Ämter für Frauen in der Kirche
Die kfd ist der festen Überzeugung, dass eine wirkliche Erneuerung der Kirche Jesu Christi nur gelingt, wenn Frauen alle Dienste und Ämter in der Kirche offenstehen."
Am 21. Juni 2019 hat die kfd-Bundesversammlung das Positionspapier "gleich und berechtigt. Alle Dienste und Ämter für Frauen in der Kirche" einstimmig verabschiedet.
Die kfd fordert darin mit Nachdruck die volle Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche und den Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche.
Forderungen erstmals 1999
Bereits im Jahr 1999 verabschiedete der Verband die "Leitlinien '99", deren Forderung nach Zulassung von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche aufgrund von Konflikten mit der Deutschen Bischofskonferenz herausgenommen werden musste.
Dennoch hat sich die kfd weiterhin mit dieser Frage befasst. Im Leitbild der kfd aus dem Jahr 2008 heißt es: "Wir setzen uns ein für die gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche."
Beim Osnabrücker Kongress "Frauen in kirchlichen Ämtern. Reformbewegungen in der Ökumene" im Dezember 2017 hat die kfd an dem Beschluss der Osnabrücker Thesen (OST) mitgewirkt, wie auch im November 2018 an dem Beschluss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) "Entschlossenes gemeinsames Handeln, jetzt!"
Begründungen
Unsere Forderungen begründen wir unter den Perspektiven
In unserer demokratischen Gesellschaft gilt: Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Dies ist im Grundgesetz (Art. 3 Abs. 2 GG) im Sinne der UN-Menschenrechtscharta (1948, Art. 1 und 2) verankert.
Auch das katholische Kirchenrecht stellt fest, dass es keine männlichen Vorrechte gibt[1] (Can.208 CIC)
Es ist weder nachvollziehbar noch akzeptabel, dass Frauen bestimmte Leitungspositionen, Dienste und Ämter innerhalb der Kirche aufgrund ihres Geschlechtes verwehrt werden. Der Ausschluss von Frauen widerspricht unserer Gesellschaft im Hinblick auf Gleichberechtigung und Demokratie und muss korrigiert werden.
"Frauen in kirchlichen Ämtern verändern das Fremd- und das Selbstbild jeder Glaubensgemeinschaft." (OST, These 2)
[1]"Unter allen Gläubigen besteht, und zwar aufgrund ihrer Wiedergeburt in Christus, eine wahre Gleichheit in ihrer Würde und Tätigkeit, kraft der alle je nach ihrer eigenen Stellung und Aufgabe am Aufbau des Leibes Christi mitwirken." (can. 208 CIC) (1983)
Alle Christinnen und Christen sind aufgrund ihrer Taufe dazu berufen, Zeugnis für das Evangelium zu geben, ihre Charismen einzusetzen und ihre Berufung zu leben.
Nur wenn alle Charismen gelebt werden, kann die Kirche sich erneuern und zu dem werden, wozu sie bestimmt ist: Der Wirksamkeit und Liebe Gottes in der Welt Raum zu geben und sie zu gestalten.
Vor diesem Hintergrund betont die kfd besonders die dritte Osnabrücker These "Nicht der Zugang zu den kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss." (OST, These 3).
Nicht alle Charismen von Frauen werden gewürdigt: Die Berufung zum sakramentalen Dienstamt der Diakonin und die zur Priesterin wird Frauen nach wie vor vom kirchlichen Lehramt abgesprochen, gar für unmöglich erklärt (Ordinatio sacerdotalis 6).
Frauen wird Unrecht und Leid zugefügt, wenn sie den Reichtum ihrer Charismen nicht verwirklichen können.
Die kfd versteht kirchliches Handeln als ökumenisches Handeln: "Es wird nicht mehr im Einzelnen begründet, dass und warum ökumenisch gearbeitet wird, sondern warum nicht." (Charta Oecumenica 6)
Die erste Osnabrücker These entspricht dem Selbstverständnis der kfd: "Das erklärte Ziel der ökumenischen Bewegung, die sichtbare Einheit der Kirchen, ist nicht zu erreichen ohne eine Verständigung über die Präsenz von Frauen in allen kirchlichen Ämtern." (OST, These 1)
Im Hinblick auf das Erreichen der Geschlechtergerechtigkeit und die Weiterentwicklung der Ämterfrage kann die katholische Kirche von den Kirchen der Ökumene lernen.
Die kfd versteht sich als Gemeinschaft in der Kirche und als Kirche. Seelsorge bedeutet, die Menschenfreundlichkeit Gottes auf vielfältige Weise spürbar und greifbar werden zu lassen. Das wird im Miteinander auf allen verbandlichen Ebenen gelebt und erlebt.
Im Verband geschieht seelsorgliches Handeln auch durch die Frauen und Männer, die das verbandliche Amt der geistlichen Leitung/Begleitung ausüben.
Die Zusage der Liebe Gottes verdichtet sich in besonderer Weise in der Feier der Sakramente. Es schmerzt die kfd sehr, dass Seelsorgerinnen keine Sakramente spenden dürfen.
In diesem Kontext wird besonders deutlich: "Die kritischen Anfragen an die kirchliche Lehrbildung im Hinblick auf den Ausschluss von Frauen von kirchlichen Diensten und Ämtern sind ein Erweis für die Bereitschaft von Frauen, ihre Berufung zum Dienst an der Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat wahrzunehmen." (OST, These 6)
"Der Geist Jesu Christi verpflichtet uns, uns mit den unterschiedlichen theologischen Überzeugungen in der Frage der kirchlichen Ämter stets mit Wertschätzung und versöhnungsbereit argumentativ im Miteinander zu befassen." (OST, These 7) Die kfd wird sich wertschätzenden Diskussionen über die Ämterfrage nicht entziehen. Sie ist gleichzeitig der Auffassung, dass dazu bereits alle theologischen Fragen geklärt sind. Im Übrigen vertraut sie auf die Geistkraft Gottes.
Die kfd ist der festen Überzeugung, dass eine wirkliche Erneuerung der Kirche Jesu Christi nur gelingt, wenn Frauen alle Dienste und Ämter in der Kirche offenstehen.
Bei der kfd-Bundesversammlung am 21. Juni 2019 stimmten von den 92 Delegierten aus den 20 kfd-Diözesanverbänden und dem Landesverband Oldenburg - ohne "diözesanen Fraktionszwang" - alle für die Annahme des Positionspapieres.
Starkes Votum
Die Bundesvorsitzende der kfd, Mechthild Heil, sagte nach der einstimmigen Verabschiedung: "Wir sind stolz auf dieses starke Votum, das schwarz auf weiß bestätigt, wofür wir uns seit Jahrzehnten einsetzen. Das Papier zeigt auf, wie sehr die Kirche durch die Zulassung von Frauen zu allen Ämtern gewinnen könnte. Gleichzeitig steht es für die Kraft, den Willen und die Zuversicht von uns Frauen, endlich gleichberechtigt unsere Kirche zu gestalten und zu führen."
Wir werden uns den Diskussionen stellen."
Die stv. kfd-Bundesvorsitzende und Theologieprofessorin Prof'in Dr. Agnes Wuckelt erklärte im Radio-Interview: "Wir werden uns mit unserem Positionspapier an die Bischöfe wenden und sie darüber informieren, was wir beschlossen haben. Unser Papier endet mit dem Angebot, im wertschätzenden Dialog zu bleiben. Wir werden sicherlich auch auf Gegenwind stoßen, aber wir werden uns den Diskussionen stellen."
Weiter sagte sie: "Wir werden mit Aktionen und Informationen weiter daran arbeiten, eine volle Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche zu erreichen."
Das Purpurkreuz
Das Purpurkreuz ist das kfd-Symbol für die Forderung nach einer geschlechtergerechten Kirche.
Mit dem Purpurkreuz stellt sich die kfd in die Tradition der ersten europäischen Christin, Lydia, und knüpft an die Würde an, für die diese Farbe bei hohen Amtsträgern in der katholischen Kirche steht.
Ebenso sieht sich der Frauenverband in der Tradition der feministischen Bewegung und drückt seine Unzufriedenheit darüber aus, dass Frauen bis jetzt der Zugang zu allen Weiheämtern verwehrt bleibt. Mehr zum Purpurkreuz.
Wir glauben, dass Menschen Gottes Ebenbild sind. Deshalb kommen Frauen und Männern die gleiche Würde und die gleichen Rechte zu. Wegen des Geschlechts darf es keine kirchliche oder gesellschaftliche Benachteiligung geben. Darum müssen Frauen und Männer gleichberechtigten Zugang zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche haben."
So steht es in der Präambel des Positionspapiers "bleiben und erneuern!", das die Präsidien von vier großen deutschsprachigen katholischen Frauenverbänden im Februar 2020 verabschiedet haben.
Die Vorstände des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), der Katholischen Frauenbewegung (kfb) Südtirol, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) verständigten sich mit dem Papier auf einen gemeinsamen Kurs zum Thema Frauen in der katholischen Kirche.
Die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfb), die an dem Treffen nicht teilgenommen hat, hat sich dem Papier nachträglich angeschlossen.
Verantwortung übernehmen
Das Positionspapier soll die länderübergreifende Zusammenarbeit für den Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche weiter voranbringen. Einig sind sich die Verbände darin, dass eine strukturelle und inhaltliche Erneuerung der Kirche unabdingbar ist und sie Teil dieses Prozesses sind.
Die stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Monika von Palubicki: "Als katholische Frauenverbände wissen wir um unsere Stärke. Wir stehen bereit, Verantwortung für die Erneuerung der Kirche zu übernehmen. Dafür wollen wir uns mit unseren Berufungen einbringen. Und das geht nur, indem wir bleiben."
kfd im Catholic Women's Council
Der Catholic Women's Council (CWC) ist eine globale Dachgruppe römisch-katholischer Netzwerke, die sich für die volle Anerkennung der Würde und Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche einsetzen.
Der CWC wurde im November 2019 in Stuttgart gegründet, die kfd ist Gründungsmitglied. Im Januar 2020 wurde der CWC als Dachgruppe global.
Materialien
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Positionspapier "bleiben und erneuern!" katholischer Frauenverbände 2020 Positionspapier "bleiben und erneuern!" deutschsprachiger katholischer Frauenverbände aus A, CH, D, Südtirol. Erstversion vom 2.2.2020, aktualisiert am 5.2.2020 142 KB Download
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"Frauen geben Kirche Zukunft": Positionspapier der kfd zum Dialogprozess in der katholischen Kirche "Frauen geben Kirche Zukunft" lautet der Titel des Positionspapiers, das die Bundesversammlung der kfd am 25. Juni 2011 in Mainz einstimmig verabschiedet hat. Die rund 100 Delegierten erneuerten ihre Forderung nach mehr Verantwortung für Frauen in der Kirche. Gleichzeitig war das Papier die Basis, auf der sich die kfd in den Dialogprozess mit der Deutschen Bischofskonferenz eingebracht hat. 488 KB Download
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kfd-Positionspapier: "Ökumene bewegt Frauen. Frauen bewegen Ökumene" Die kfd-Bundesversammlung hat am 6. Mai 2016 einstimmig das Positionspapier "Ökumene bewegt Frauen - Frauen bewegen Ökumene" verabschiedet. Die kfd bekräftigt damit ihr ökumenisches Engagement und benennt auf der Basis der Ökumenischen Leitsätze des Christinnenrates, die 2007 von der Mitgliederversammlung des Christinnenrates unter Mitwirkung der kfd verabschiedet wurden, konkrete Handlungsschritte. 311 KB Download
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Fragen und Antworten zum Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern, Stand: Juni 2020 174 KB Download
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Vorschläge für Gruppenstunden (à 1,5 Std.) Vorschläge zur Arbeit mit dem Positionspapier der kfd: "gleich und berechtigt. Alle Dienste und Ämter für Frauen in der Kirche" 89 KB Download
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Bibelarbeit zu Maria Magdalena Maria Magdalena begegnet dem Auferstandenen (Joh 20,1.11-18) 147 KB Download
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Bibelarbeit zu Junia und Maria Magdalena Apostelinnen in der Nachfolge Jesu. Interview mit Junia und Maria Magdalena. Aus: FrauenGottesDienste. Band 46, Seite 69-71 142 KB Download
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Bibelarbeit zu Lydia Lydia, Purpurfärberin und Purpurhändlerin, Gottesfürchtige, Christin (Apg 16,12-16,40) 98 KB Download
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Osnabrücker Thesen "Frauen in kirchlichen Ämtern. Reformbewegungen in der Ökumene." Ökumenischer Kongress, 6. bis 9. Dezember 2019 in Osnabrück 86 KB Download
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Gottesdienst zu Maria Magdalena Maria Magdalena – Jüngerin, Apostelin und Glaubensvorbild Andacht/Wortgottesdienst zum Fest am 22. Juli 197 KB Download
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Gottesdienst zu Maria Gottesdienst anlässlich einer Großveranstaltung zu Maria. Verantwortlich für den Gottesdienst ist der kfd-Diözesanverband Münster 91 KB Download
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Gottesdienst zu Marta und zur Geschlechtergerechtigkeit "In Christus seid ihr alle eins": Wort-Gottes-Feier 297 KB Download
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Gebet zur Erneuerung der Kirche leicht verkürzt, entnommen aus der #MachtLichtAn-Klageandacht 51 KB Download
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Andacht "Frauen, worauf wartet Ihr?" Andacht zur kfd-Aktionswoche 2019 "Macht Euch stark für eine geschlechtergerechte Kirche!" 91 KB Download
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Geistlicher Impuls anlässlich des kfd-Studientags zu Diensten und Ämtern für Frauen in der Kirche am 20. Oktober 2018 im Maternushaus in Köln 60 KB Download
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Gebet am Donnerstag Seit dem 14. Februar 2019 beten Menschen donnerstags in verschiedenen Ländern das Gebet "Schritt für Schritt". Initiiert, geschrieben und organisiert wurde es unter Federführung von Priorin Irene Gassmann (Kloster Fahr) durch Frauen aus unterschiedlichen kirchlichen Kontexten. 75 KB Download
- kfd-Positionspapier "gleich und berechtigt. Alle Dienste und Ämter für Frauen in der Kirche"
- kfd-Positionspapier "Frauen geben Kirche Zukunft"
- Tag der Diakonin
- Der kfd-Charismenprozess
- "bleiben und erneuern!" Positionspapier
- Vortrag: Frauen in kirchlichen Ämtern
- Entschlossenes gemeinsames Handeln, jetzt! Beschluss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken vom 23. November 2018
- Die Osnabrücker Thesen: "Frauen in kirchlichen Ämtern"
- Das Purpurkreuz und seine Bedeutung
- kfd-Leitlinien '99