Beate Gilles - Frau an der Spitze
Beate Gilles ist die erste Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz. Wer ist die Frau, die nun eines der sichtbarsten Ämter der katholischen Kirche einnimmt?
Die deutschen Bischöfe haben am 23. Februar 2021 erstmals eine Frau (und Nicht-Geistliche) an die Spitze des Sekretariats der Bischofskonferenz gewählt: Dr. Beate Gilles, bisher Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie im Bistum Limburg, übernimmt ab 1. Juli 2021 das Amt der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz und Geschäftsführerin des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD).
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, bezeichnet die Wahl der 50-jährigen Gilles als starkes Zeichen, "dass die Bischöfe ihrer Zusage nachkommen, Frauen in Führungspositionen zu fördern". Gilles gelte als profunde Theologin, stark in den Strukturen der Kirche vernetzt und mit besten organisatorischen Fähigkeiten ausgestattet.
Wie blickt die designierte Generalsekretärin selbst auf ihre neue Aufgabe?
Beate Gilles selbst beschreibt ihre Wahl durch die Bischöfe als einen "großen Schritt, diese Stelle anders zu besetzen", es sei "ein starkes Signal, eine Frau jetzt in diese Führungsposition zu setzen". Schon heute seien es viele Bischöfe gewohnt, mit Frauen in leitenden Positionen zusammenzuarbeiten, erklärt sie in einem ersten Interview mit katholisch.de und KNA.
"Es war eine bewusste Entscheidung, das Amt zu öffnen."
Weiter sagt die promovierte Theologin: "Mit mir als Frau wird sich das Amt der Generalsekretärin aber definitiv auch verändern, etwa mit Blick auf die Rolle, die ich zum Beispiel im geistlichen Leben des Hauses einnehmen kann; hier gilt es neue Formen zu finden. Es war aber eine bewusste Entscheidung, das Amt zu öffnen. Daher kann ich mir gewiss sein, dass die, die mich gewählt haben, das jetzt auch so wollen und ich mir des guten Miteinanders gewiss sein kann."
Wie denkt sie über Frauen in der katholischen Kirche?
Die 50-Jährige - unverheiratet und ohne Kinder - wird von Weggefährten als selbstbewusste Frau beschrieben. "Natürlich gehe ich auf die offiziellen Verbände wie kfd oder KDFB zu, bei denen ich bereits etliche Verantwortliche kenne. Ich gehe aber auch auf 'Maria 2.0' zu. Denn ich halte es nicht für zielführend, wenn in der Kirche Positionen wie 'draußen' oder 'drinnen' definiert werden. Auch 'Maria 2.0' besteht aus Frauen, die sich in unseren Pfarreien engagieren und die ein Herzstück unserer Kirche sind", stellt sie im Interview mit katholisch.de und KNA klar.
"Das ist ein deutliches Zeichen der deutschen Bischöfe, Dr. Beate Gilles zur ersten Frau und zur ersten Laiin in dieses Amt zu wählen", so die Meinung der kfd. "Wir freuen uns, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Wir setzen gleichzeitig darauf, dass Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche weiter voran schreitet und die Forderungen, die wir seit Jahrzehnten stellen, nach und nach umgesetzt werden".
Wie steht Beate Gilles zu Reformbewegungen in der katholischen Kirche?
Die aktuelle kirchenpolitische Situation beschreibt sie als herausfordernde, "aber auch spannende Phase für die katholische Kirche in Deutschland". Mit dem Synodalen Weg sei eine Möglichkeit gefunden worden, miteinander ins Gespräch zu kommen, "was über viele Jahre überhaupt nicht möglich gewesen ist". Damit habe etwas Neues begonnen. Und: Die Kirche solle bei der innerkirchlichen Debatte nicht die gesellschaftspolitischen Themen aus dem Blick verlieren.
Als großen Fortschritt wertete Gilles die Tatsache, dass die "Bitte um Segen" für homosexuelle Paare inzwischen "offen und klar" in der katholischen Kirche diskutiert werde. Bei einer Studie zu diesem Thema im Bistum Limburg sei ihr "klar geworden, dass die Antwort auf die Frage nach der Segnung nicht einfach Ja oder Nein lauten kann, sondern die Situation differenzierter ist".
Welchen beruflichen Hintergrund hat Beate Gilles?
Gilles, geboren am 2. Mai 1970 in Hückeswagen im Bergischen Land, studierte von 1989 bis 1995 an der Universität Bonn katholische Religionslehre und Deutsch. Im Anschluss betätigte sie sich dort wissenschaftlich bis 1999 als Mitarbeiterin am Seminar für Liturgiewissenschaft. 2000 wurde sie mit einer Arbeit zu Gottesdienstübertragungen in den Medien promoviert. Bis zu diesem Zeitpunkt war Gilles bereits freie Referentin in der theologischen und religiösen und religiösen Erwachsenenbildung und freie Mitarbeiterin bei der Katholischen Fernseharbeit des ZDF.
Von 2000 bis 2010 folgte die Position als Leiterin und Geschäftsführerin des Katholischen Bildungswerkes Stuttgart. Seit 2010 ist sie Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie im Bistum Limburg. Dort hat sie im Auftrag des Limburger Bischofs Georg Bätzing eine viel beachtete Projektgruppe geleitet, die sich unter anderem mit der Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare befasste. Sie findet es nach eigenem Bekunden gut, dass heute viel offener über solche Themen diskutiert werden kann als noch vor wenigen Jahren.
Gilles ist seit wenigen Monaten Beauftragte der hessischen Bistümer im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks. Sie ist zudem seit 2020 ehrenamtliche Bundesvorsitzende von IN VIA Deutschland, dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, dessen stellvertretende Vorsitzende sie bereits von 2012 bis 2019 war.
"Ich habe einen langen Atem, ich bin Ausdauersportlerin."
Was verrät sie sonst noch über sich?
Gilles ist Ausdauersportlerin. Und diese Leidenschaft, wird ihr auch bei ihrer neuen Aufgabe nützen, ist sie sich sicher. "Ich habe einen langen Atem, ich bin Ausdauersportlerin. Das heißt, ich weiß, dass ein Marathon sich nicht auf seinen 40 Kilometern entscheidet, sondern auf den 1.000 Kilometern im Training - das ist meine Distanz!"
Mit Material von KNA
Gleich und berechtigt! Alle Dienste und Ämter für Frauen in der katholischen Kirche - das fordert die kfd. Das Symbol für diese Forderung ist das Purpurkreuz.
Kommentare (3)
Rose-Marie Doeleke-Mortelmans
am 01.03.2021Rita Wild
am 01.03.2021Patricia Bickel
am 13.03.2021"Denn ich halte es nicht für zielführend, wenn in der Kirche Positionen wie 'draußen' oder 'drinnen' definiert werden. Auch 'Maria 2.0' besteht aus Frauen, die sich in unseren Pfarreien engagieren und die ein Herzstück unserer Kirche sind".
Dennoch ist meine Meinung, dass wir als Frauen nicht Priesterin sein müssen. Wir haben hervorragende Kirchenlehrerinnen und die Mutter Jesu war auch keine Priesterin. Und doch hat Jesus gesagt, was sie euch sagt, das tut. Herzliche Glückwünsche an die Sekretärin der deutschen Bischofskonferenz "Beate Gilles".
Ich bin der Meinung, dass Frauen ohne Priesteramt sich genauso und sehr gut in der Kirche engagieren können. Und Leitende Stellen von Frauen besetzt werden sollen. In allen diesen Reformbewegungen sollte an erster Stelle die Liebe und das Miteinander stehen. Und die starre Hirachien müssen durch Kommunikation und im Gebet mit dem Heiligen Geist geführt werden. Kein Hass keine Trennung.