Impuls für Ostersonntag 2020
Der Begriff „Mindestabstand“ hat durchaus das Zeug, Ende 2020 zum „Wort des Jahres“ gewählt zu werden – wie auch andere Begriffe, die uns in den letzten drei, vier Wochen umschwirren, beeindrucken und ängstigen und die es noch zig Wochen lang tun werden.
Nicht nur die Journalist*innen oder Politiker*innen entdecken dabei, wie paradox es ist, Abstand zueinander zu fordern oder einzuhalten, um damit gleichzeitig die persönliche Nähe zu anderen Menschen zu beweisen.
Das klingt paradox! Ist aber vernünftig, emotional anstrengend und wirksam.
Die Zuneigung zu den Groß-/Eltern steigt. Umgekehrt lässt Dankbarkeit darüber, solch fürsorgliche Enkel-/Kinder zu haben, das Herz warm werden. Das Brautpaar, das – in diesen Tagen – ohne Angehörige auf dem Standesamt heiratet, aber vor dem eigenen Haus von Verwandten und Bekannten mit Luftballons, Hupen und Gesang begrüßt wird, wird sich daran bei der Silberhochzeit mit Wehmut erinnern.
Es ist paradox: Klingt komisch, ist aber so!
Im Johannes-Evangelium, das heute als Text im Ostergottesdienst vorgesehen ist, sagt der auferstandene Jesus: „Berühr mich nicht! Halte mich nicht fest!“ (vgl. Joh 20,17). Jesus sagt es zu Maria Magdalena; er hält Abstand – vielleicht 1,5 m? – zu dieser Frau, die zu ihm gehalten hat, die über seinen Tod erschrocken war. Er lässt nicht zu, dass sie ihn umarmt. Im Moment des Wiedertreffens, des Wiederfindens, der Freude wird es – paradox.
Klingt komisch, is' aber so!
Abschließend wünsche ich Ihnen und den Ihren – auch im Namen von Ulrike Göken-Huismann und der Mitglieder unseres Bundesvorstandes – ein „paradoxes“ Fest der Begegnung mit dem Auferstandenen: so, wie es Maria Magdalena erlebt hat.
Dominik Kitta OPraem, Präses des kfd-Bundesverbandes
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