Carolin Kebekus gibt Schub in der Frauenfrage
Bitterböse und provokant, aber im Kern richtig. So beurteilt die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, das von der Kölner Komikerin Carolin Kebekus in ihrer Sendung "Die Carolin Kebekus Show" gesendete Video mit dem Song "Im Namen der Mutter" zur Frauenfrage in der katholischen Kirche.
"Satire darf Grenzen überspringen und überspitzen. Das mag nicht allen gefallen, aber es ist ein absolut legitimes Mittel der Kritik."
Dass der Song mit dem scharfzüngigen Inhalt eine große Reichweite in den sozialen Medien und dadurch große mediale Aufmerksamkeit erfahren hat, überrascht Mechthild Heil nicht.
Satire als legitimes Mittel der Kritik
"Carolin Kebekus ist als Kritikerin der katholischen Kirche und als bekennende Feministin bekannt. Sie legt den Finger in die Wunde," so Heil. "Durch sie erfährt eines unserer Kernthemen nochmal eine breitere Öffentlichkeit. Es wird auch außerhalb von Kirche an vielen Stellen diskutiert. Und das finde ich gut."
Die Geschlechterfrage, gerade in der Kirche, brenne vielen unter den Nägeln. Und selbst die, die längst nicht mehr aktiver Teil im Gemeinde- oder Kirchenleben seien, fühlten sich angesprochen.
Mechthild Heil: "Das zeigt doch, dass es vielen nicht egal ist, was aus den Frauen in der Kirche wird. Und das sollte uns ermutigen, unsere Stärken weiter zu zeigen."
Die kfd tut das als größter katholischer Frauenverband seit Jahrzehnten und immer wieder sehr deutlich. Mit der Aktion "#MachtLichtAn" mahnte der Verband schon im Dezember 2018 die dringend erforderliche Erneuerung der Kirche an.
Kurz vor dem Corona-Ausbruch in Deutschland überreichten die Frauen der kfd, gemeinsam mit Frauen des KDFB, den deutschen Bischöfen bei deren Vollversammlung in Mainz symbolisch 131.215 Unterschriften für eine geschlechtergerechte Kirche.
Das Symbol Purpurkreuz
Das kfd-Purpurkreuz als Symbol einer geschlechtergerechten Kirche ist inzwischen auch ständiger Begleiter von Frauen und Unterstützer*innen, die am Synodalen Weg beteiligt sind.
Flankiert werden die Forderungen dabei von Initiativen wie "Maria 2.0", an denen sich viele kfd-Frauen auch aktiv beteiligen. "Wir haben damit deutlich unseren Forderungen nach Geschlechtergerechtigkeit Ausdruck verliehen, aber auch unsere Bereitschaft signalisiert, mit anderen Gruppen an diesem Erneuerungsprozess mitzuwirken. Ohne uns geht es nicht", sagt kfd-Bundesvorsitzende Heil selbstbewusst.
Dass Frauen die gleichen Ämter zustehen, und dass sie diese auch mit all ihrer Leidenschaft und ihrer Berufung ausfüllen können, hat die kfd im Mai 2020 mit dem ersten bundesweiten Predigerinnentag, der - analog an 12 Orten bundesweit geplant - wegen Corona fast ausschließlich digital stattfand, bewiesen.
"Es gibt viele engagierte Feministinnen, in Kunst und Kultur, in Politik und Gesellschaft, und natürlich auch schon seit Jahrzehnten in der Kirche. Wenn das Video von Frau Kebekus weiter dazu beiträgt, offensichtliche Geschlechter-Diskriminierungen nochmal deutlich zu benennen und so der Frauenbewegung weiteren Schub gibt, ist das in unserem Sinne."
Einladung zum Gespräch
Und sie lädt Carolin Kebekus herzlich zu einem Austausch ein. "Für uns ist es spannend, noch deutlicher zu erfahren, was gerade jüngere Frauen über Glaube, Spiritualität und den Sinn des Lebens denken. Ich würde mich freuen, wenn wir da mal ins Gespräch kämen."
Heil hofft, dass sich die Verantwortlichen der Deutschen Bischofskonferenz, die den Weg der Veränderungen gehen wollen, von der bitterbösen Satire nicht einschüchtern oder irritieren lassen. "Natürlich wollen wir die Aufgaben für unsere Kirche und für die Millionen Katholik*innen miteinander lösen. Das bedeutet, dass die Dinge deutlich angesprochen werden. Tabus darf es nicht mehr geben."