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17. März 2020 Aktuelles

"Aufgeholt, aber nicht eingeholt!"

Die Wissenschaftlerin Dr. Laura Naegele von der Universität Vechta war Referentin auf der Frühjahrstagung des Ständigen Ausschusses Frauen und Erwerbsarbeit. Foto: kfd/Beate Behrendt-Weiß

Zurück in die Zukunft - Zurück in alte Rollenmuster?, fragte der Ständige Ausschuss Frauen und Erwerbsarbeit der kfd bei seiner Frühjahrstagung.

"Nach Jahren des Fortschreitens scheint der Prozess der Gleichstellung von Frauen in der Erwerbswelt aktuell zu stagnieren." Mit diesem Satz lassen sich die Erkenntnisse, die die Delegierten des Ständigen Ausschusses Frauen und Erwerbsarbeit auf ihrer Frühjahrstagung gewonnen haben, zusammenfassen.

"Zurück in die Zukunft - Zurück in alte Rollenmuster?" war das Thema der Tagung, die vom 13. bis 15. März 2020 im St. Antoniushaus in Vechta unter der Leitung von Sprecherin Petra Löwenbrück und Gisela Göllner-Kesting (Referentin in der kfd-Bundesgeschäftsstelle) stattfand.

Die Delegierten beschäftigten sich mit dem Erstarken traditioneller Geschlechterbilder und antifeministischer Haltungen und deren Auswirkungen auf die Erwerbswelt. 

"Haben wir die alten Geschlechterstereotype tatsächlich überwunden und sind auf dem Weg zu einem universellen Erwerbsmodell oder lässt sich vielmehr ein Rückschritt in alte Rollenmuster feststellen?" Diese zentrale Frage beantwortete die Wissenschaftlern Dr. Laura Naegele von der Universität Vechta und orientierte sich dabei entlang der Knotenpunkte in den Erwerbsbiografien von Frauen.

Naegele, die als Soziologin und Medienwissenschaftlerin zum Thema Arbeit im Lebensverlauf forscht und lehrt, erläuterte, dass Frauen in der Arbeitswelt überwiegend über ihren Ehemann definiert wurden und werden - vom Modell des Familienernährers aus der Nachkriegszeit bis hin zum immer noch aktuellen Zuverdiener-Modell.

30 Prozent der Mütter sind vollzeitbeschäftigt

Das Ziel müsse aber ein universelles Erwerbstätigen-Modell sein, so Naegele. Grundsätzlich sei die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den letzten Jahrzehnten deutlich von 47,2 Prozent im Jahr 1960 auf 75,8 Prozent im Jahr 2018 gestiegen.

Doch während die Vollzeitbeschäftigung bei Männern unabhängig vom Alter des jüngsten Kindes immer bei rund 80 Prozent liege, seien Mütter maximal zu 30 Prozent im Vollerwerb beschäftigt.

Viele seien aufgrund von Sorgearbeit zeitweise gar nicht erwerbstätig oder in Teilzeit, was Auswirkungen auf die Chancen zum Wiedereinstieg, auf Karriereoptionen und auf die Rentenanwartschaften habe.

Studien belegten zudem, dass sowohl Erwerbsarbeit als auch Hausarbeit bis zur Geburt des ersten Kindes halbwegs gleichberechtigt unter den Partnern aufgeteilt würden. Danach zeige sich ein deutlicher  "Traditionalisierungseffekt".

Altersarmut ist weiblich

Auch im Hinblick auf den Renteneintritt gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Dass Frauen im Ruhestand weiterhin erwerbstätig sein wollen, um mehr Geld zu verdienen, sei eher eine Notwendigkeit - mehr als bei Männern. "Denn Altersarmut ist nun mal weiblich", so Laura Naegele. 

20 Prozent der Frauen, die im Ruhestand nicht erwerbstätig sind, gaben als Grund dafür an, eine pflegebedürftige Person betreuen zu müssen; bei Männern ist dies nicht mal ein Prozent.

Von gleichberechtigter Teilhabe noch weit entfernt

Die Zahlen zeigten deutlich, dass unsere Gesellschaft die traditionellen Geschlechterstereotype noch nicht überwunden habe und von einer gleichberechtigten Teilhabe in der Erwerbswelt ein ganzes Stück entfernt sei,  so Naegele.

"Dass die Entwicklungen zur Gleichstellung von Frauen in der Erwerbswelt langsamer vorangehen als noch vor Jahren bzw. zum Stillstand gekommen sind, erleben wir als Rolle rückwärts. Frauen haben aufgeholt, aber nicht eingeholt!"

Rechtspopulismus und Antifeminismus

Auch mit den Gefahren des wachsenden Rechtspopulismus, vor allem mit dem damit einhergehenden Antifeminismus, beschäftigten sich die Delegierten des Ständigen Ausschusses.

"Wir dürfen nicht verstummen. Wir müssen klar sein und aufstehen!" - so ihr eindeutiger Appell.

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Stand: 17.03.2020
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