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Serie: Meine wichtigste Bibelstelle

Bibelverse können berühren, ermutigen, verwundern, bereichern. Was bedeuten sie aber jeder und jedem Einzelnen? In unserer neuen Serie haben wir Theologinnen und Theologen gebeten, uns ihre wichtigste Bibelstelle zu nennen und zu erklären, was sie daran fesselt und begeistert.  

Alle Folgen im Überblick

Für das Leben -
Frauen trotzen den Mächtigen

Folge 3: Simone Birkel, Theologin und Hochschuldozentin über ihre wichtigste Bibelstelle:

Ex 1,15 - 2,10

Der ägyptische König gab eines Tages den hebräischen Hebammen - eine hieß Schifra, die andere Pua - den Befehl: "Wenn ihr den Hebräerinnen bei der Geburt beisteht und am Geschlecht erkennt, dass es ein Junge ist, dann sollt ihr ihn töten; ist es ein Mädchen, lasst es leben." Aber die Hebammen verehrten Gott und taten nicht das, was der ägyptische König ihnen gesagt hatte. Sie ließen auch die männlichen Kinder am Leben. (...) Da kam die Tochter des Pharaos zum Nil herab, um zu baden (...). Plötzlich entdeckte sie den Korb mitten im Schilf. Sie schickte ihre Dienerin, die holte ihn heraus. Sie öffnete ihn und sah das Baby: Der Knabe weinte. Sie hatte Mitleid mit ihm und sagte: "Das ist eins von den hebräischen Kindern." (...) Sie nannte ihn Mose, denn, so dachte sie: "Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen."

Wer schon mal länger in einem Kontext gearbeitet hat, in dem vorwiegend Frauen unter sich sind, hat vielleicht schon mal die Erfahrung gemacht, wie unsolidarisch Frauen untereinander sein können.

Die Versinnbildlichung mit "Stutenbissigkeit" trifft das Verhalten mancher Frauen sehr gut. Stuten tragen ihre Konflikte mit Bissen in den Hals der Gegnerin aus, während Hengste die Rangordnung unter sich mit den Hufen regeln. Evolutionsbedingt mag das damit zusammenhängen, dass die Verletzungsgefahr für Fohlen trächtiger Stuten nicht so hoch ist, ein Überleben des Nachwuchses also gesichert ist.

Übertragen auf die menschliche Situation ist von Stutenbissigkeit dann die Rede, wenn Frauen sich gegenseitig argwöhnisch und neidvoll begegnen. Frauen neigen in unserer Gesellschaft dazu, die Kämpfe nicht offen auszutragen.

Von klein auf lernen Mädchen, sich angepasst zu verhalten und möglichst lieb und nett zu sein. Sind Frauen unter sich, werden latent vorhandene Emotionen wie Neid, Missgunst oder Angst meist nicht offen ausgetragen. Viele Frauen kennen solche Situationen: Es gibt Tratsch- und Klatschgeschichten über andere Frauen, das Gespräch verstummt sofort, wenn die betroffene Frau hinzukommt.

Häufig wird über Kleidung, Frisur, Figur oder nicht angepasste Verhaltensweisen hergezogen. Meist sind sich Frauen schnell im Urteil über andere Frauen einig, vor allem dann, wenn bei erfolgreichen und intelligenten Frauen Schwachstellen festgestellt werden. Statt konstruktive Kritik zu üben, reagieren Frauen bisweilen überkritisch und fällen harte Urteile. Damit machen sie sich das Leben gegenseitig schwer, ein gutes Leben wird dadurch verhindert.

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Stand: 28.01.2020