"Es ist eine Frage des Willens"
Textilien fair und nachhaltig produzieren, nutzen und entsorgen - diesem Thema widmete sich der Ständige Ausschuss "Hauswirtschaft und Verbraucherthemen" während seiner Herbsttagung am 12. und 13. Oktober 2017 im Erbacher Hof in Mainz.
Vor dem Hintergrund der ökologischen Probleme, die bei der Herstellung und Entsorgung von Kleidung entstehen, und der oft katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken des Globalen Südens, sahen sich die Delegierten dem Handlungsfeld Mode in besonderer Weise verpflichtet.
Neben dem Markt für konventionell gefertigte Mode existieren mittlerweile etliche Labels, die nicht nur Wert auf schicke Schnitte legen, sondern auch Verantwortung für die Arbeiterinnen und die Umwelt übernehmen.
Doch woran lässt sich fair und nachhaltig produzierte Kleidung erkennen? Was kann jede dafür tun, um in diesem Segment als Verbraucherin möglichst wenig Schaden anzurichten? Um diese Fragen zu klären und zu diskutieren, waren mit Beatrix Landsbek, Gisela Burckhardt und Elke Wieczorek drei Fachfrauen als Referentinnen für die Tagung eingeladen worden.
Möglichst wenig, möglichst hochwertig
Beatrix Landsbek, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hannover und Designerin von sogenannter Upcycling-Mode, stellte in ihrem Referat das Forschungsprojekt Slow Fashion vor. Das Projekt will vor allem herausfinden, wie sich die Schnelllebigkeit von Mode verringern lässt und im Gegenzug zu einer langsamen, zu einer "Slow Fashion" werden kann.
Verbraucherinnen könnten zu Slow Fashion beitragen, indem sie sich möglichst wenige Kleidungsstücke zulegten, führte Landsbek aus. Und sei ein Kauf doch einmal nötig, sollte die Entscheidung zugunsten qualitativ hochwertiger und umwelt- wie sozialverträglich hergestellter Kleidung ausfallen.
Vorhandene Kleidung sollte möglichst lange genutzt, aussortierte an andere - zum Beispiel caritative - Stellen weitergegeben werden.
"Wir verbrauchen viel mehr, als wir benötigen, und das ist hochproblematisch", sagte Beatrix Landsbek. Die Verbraucherin sollte wissen, was ihr steht und welche Mode sie mag. "Dann vermeidet sie Fehlkäufe und kommt auch mit wenigen Kleidungsstücken aus." Im Rahmen einer kleinen Modenschau führten Teilnehmerinnen der Tagung von Beatrix Landsbek designte Mode vor - hergestellt aus Textilresten und Altkleidern.
Eine andere (Mode-)Welt ist möglich
Die promovierte Pädagogin und Vorstandsvorsitzende des Vereins Femnet, Gisela Burckhardt, legte in ihrem Vortrag den Schwerpunkt auf die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.
Femnet setzt sich mit Kampagnen- und Bildungsarbeit für menschenwürdige Standards in dieser Branche ein. Auf politischer Ebene engagiert sich Femnet im Bündnis für nachhaltige Textilien, in dem auch die kfd Mitglied ist.
Gisela Burckhardt berichtete von Fabriken in Bangladesh und Indien, in denen Zwangsarbeit herrscht, oft noch nicht einmal der Mindestlohn gezahlt wird und in denen besonders Frauen gedemütigt und sexuell belästigt werden. Als positiv bewertete Burckhardt, dass sich Hersteller wie Tchibo, Esprit oder Hugo Boss allmählich ihrer Verantwortung für Mensch und Umwelt stellen und an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen mitwirken würden.
Begrüßenswert sei auch, dass immer mehr Designer und Verbraucherinnen Wert legten auf "saubere" Kleidung. Es gebe zunehmend Geschäfte mit fairer Mode - das hätten Befragungen durch Femnet in verschiedenen deutschen Städten ergeben. Jede, die wolle, könne mittlerweile entsprechend einkaufen. "Es ist nur eine Frage des Willens", betonte die Aktivistin.
Elke Wieczorek, Bundesgeschäftsführerin des Netzwerkes Haushalt, rundete mit ihren Empfehlungen zur korrekten Pflege von Textilien die Tagung ab.
Delegiertenversammlung mit Wahl der Sprecherinnen
Im Anschluss an die Tagung fand am 14. Oktober die Delegiertenversammlung des Ständigen Ausschusses mit der Wahl der beiden Sprecherinnen statt.
Nach vierjähriger Amtszeit hatten sich Anni Rennock, Sprecherin des Ständigen Ausschusses, und ihre Stellvertreterin Margot Klein erneut aufstellen lassen.
Das Ergebnis war eindeutig: Sie erhielten jeweils 100 Prozent der Stimmen und fühlten sich durch dieses Ergebnis in ihrer Arbeit bestätigt. "Ich freue mich auf die nächsten vier Jahre", sagte Anni Rennock. "Zu unserer Tagung habe ich bereits viele positive Rückmeldungen bekommen. Das ist ein guter Start in die neue Amtszeit!"
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