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26. September 2017 Aktuelles

Erwerbsbiografie als Gestaltungsaufgabe

Herbsttagung des Ständigen Ausschusses "Frauen und Erwerbsarbeit"

Biografiearbeit mit dem Schwerpunkt Berufsbiografie - unter dieser Überschrift stand die Herbsttagung des Ständigen Ausschusses "Frauen und Erwerbsarbeit", die vom 22. bis 23. September im Erbacher Hof in Mainz stattfand.

Die Delegierten griffen damit Fragen auf, die aus der Tatsache resultieren, dass Traditionen und Konventionen heute nicht mehr selbstverständlich übernommen werden und es die sogenannte "Normalbiografie" kaum mehr gibt.

In Zeiten, in denen zunehmend Mobilität, Flexibilität und lebenslanges Lernen gefordert sind, muss jede/r  selber entscheiden, welchen Weg sie oder er einschlagen möchte. Das gilt auch für den beruflichen Weg.

Unsere Erwerbsbiografie ist heute mehr denn je zu einer anspruchsvollen Gestaltungsaufgabe geworden, bei der nicht selten Abschied von der Idee des "Lebensberufs" genommen werden muss. Inwieweit Biografiearbeit in diesem Zusammenhang einen positiven Beitrag leisten kann, darum ging es den Teilnehmerinnen in Mainz.

Als Referentin zu diesem Themenkomplex hatte der Ständige Ausschuss Marlies Rainer gewinnen können. Die pädagogische Leiterin des Bildungswerkes 'Alanus Werkhaus' verfügt über langjährige Erfahrung in Projekten zu Biografiearbeit mit dem Schwerpunkt Erwerbsbiografie und ist Mitarbeiterin der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung.

Sie stellte folgende Fragen in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen: Welche berufsbiografischen Phasen - von der Berufsorientierung bis zu den letzten Arbeitsjahren - werden in der Forschung unterschieden? Wie kann ein Kompetenzprofil ermittelt werden oder wie können Menschen Gestaltungskompetenz in Bezug auf ihre Erwerbsbiografie erlangen?

Dabei wurde einmal mehr deutlich, wie sehr sich die Arbeitswelt infolge wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen, aber auch angesichts neuer Technologien und Organisationstrukturen und einer gestiegenen Lebenserwartung verändert hat.

"Die Identitätsfrage 'Wer bin ich und was will ich?' stellt sich immer wieder neu", erläuterte Marlies Rainer. "Gerade auch bei Krisen, Umbrüchen und Wendepunkten im Erwachsenenalter." Dann sei Biografiearbeit eine gute Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten, Kompetenzen und Stärken herauszuarbeiten und diese bewusst in die Überlegungen zu persönlichen wie beruflichen Entscheidungen miteinzubeziehen.

Ausgehend von einem ganzheitlichen Menschenbild ist Biografiearbeit eine strukturierte Form der Selbstreflexion, die dazu dient, Gegenwart zu verstehen und Zukunft zu gestalten. In vielen praktischen Übungseinheiten - angefangen von den 'Farben der Kindheit' über 'Oral History' zur individuellen zeitgeschichtlichen Einordnung bis hin zum persönlichen Umgang mit Krisensituationen - hatten die Delegierten die Möglichkeit, einen Blick auf ihre eigenen Ressourcen zu werfen.

"Kompetenzen sind die Bündelung von Fertigkeiten und Fähigkeiten, über die wir verfügen", so die Referentin der Herbsttagung, die von Sprecherin Ingrid Müller geleitet wurde. "Sie zeigen sich in den Situationen, die wir in der Vergangenheit bewältigt haben, und helfen uns vermutlich auch, künftige Anforderungen zu bewältigen."

Berufsbiografische Gestaltungskompetenz basiere auf vier Säulen:

1. die Entwicklung eines biografischen Blicks, der die Lebensgeschichte als Prozess versteht;

2. die Erstellung eines Kompetenzprofils durch das Erkennen und Dokumentieren der eigenen Fähigkeiten; 

3. die Entwicklung von Lernkompetenz, die Neues lernend verarbeitet und sich eigene Ziele setzt und

4. Selbstmarketing, das sich mit dem gesellschaftlichen Bedarf auseinandersetzt.

Abschließend zogen die kfd-Frauen ein überaus positives Fazit. Der Studienteil der Tagung habe eindrucksvoll deutlich gemacht, dass Biografiearbeit Menschen in zunehmend als unsicher erlebten Zeiten in ihrer Entwicklung stärken kann und sie dabei unterstützt, sinnerfüllende Arbeit im gesamten Lebensverlauf zu finden.

Kontakt
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Stand: 26.09.2017
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