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16. April 2018 Aktuelles

Karl Marx' Thesen aus Frauensicht

Abschluss des erfolgreichen Studientages in Trier: Die Referentin Professorin Dr. Ingrid Kurz-Scherf (v.li.), Ingrid Müller, Sprecherin des Ständigen Ausschusses Frauen und Erwerbsarbeit, die Kommunikationsdesignerin Sarah von der Heide und Petra Löwenbrück, Mitglied im kfd-Diözesanvorstand Trier und Expertin im Ständigen Ausschuss. Foto: kfd/Beate Behrendt-Weiß

Frühjahrstagung des Ständigen Ausschusses "Frauen und Erwerbsarbeit"

Karl Marx und die kfd - das sind zwei Begriffe, die man nicht unbedingt im gleichen Kontext vermutet und wohl auch eher selten in einem Atemzug nennt. Dass beide aber dennoch so manches miteinander zu tun haben können, das wurde auf der Frühjahrstagung des Ständigen Ausschusses "Frauen und Erwerbsarbeit" deutlich, die am Wochenende 13. bis 15. April 2018 in Trier stattfand.

Anlässlich des Jubiläumsjahres "200. Geburtstag Karl Marx" hatte der Ausschuss in die Geburtsstadt des berühmten Ökonomen und Philosophen eingeladen, um das Thema "Frauen und Erwerbsarbeit in der digitalisierten und globalisierten Welt" aus Sicht der Gesellschaftsanalyse von Karl Marx in den Blick zu nehmen.

Arbeitswelt von Frauen im 19. Jahrhundert

Auf dem Studientag unter der Überschrift "Karl Marx für Frauen!?", der in Kooperation mit dem kfd-Diözesanverband Trier stattfand, diskutierten die Delegierten gemeinsam mit weiteren interessierten Frauen die Frage, inwieweit zentrale Aussagen von Karl Marx auf die Situation von erwerbstätigen Frauen in unserer sich stark wandelnden Arbeitswelt anwendbar sind.  

Einblicke in die Arbeitswelt von Frauen im 19. Jahrhundert gab Dr. Barbara Wagner. Die Kuratorin der großen kulturhistorischen Landesausstellung "Karl Marx 1818 - 1883. Leben. Werk. Zeit", die von Mai bis Oktober 2018 in Trier zu sehen ist, erläuterte, wie Frauen in die neuen Produktionsformen der industriellen Revolution eingebunden waren und welche Auswirkungen diese auf deren physische und psychische Gesundheit sowie auf das Familienleben hatten.

Anhand von ausgewählten Exponaten veranschaulichte Wagner die zunehmende Verelendung der Menschen in jener Zeit, speziell der Frauen und Kinder: körperlich extrem schwere Arbeit, überlange Arbeitszeiten, gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen und niedrigste Löhne. Diese Darstellung erweiterte sie mit Aussagen von Karl Marx, die Veränderungen der bestehenden Verhältnisse anmahnten. Informationen über die einsetzende Sozialgesetzgebung zum Ende des 19. Jahrhunderts ergänzten den Vortrag. Deutlich werde dabei, so die Kuratorin, dass Karl Marx eher grundsätzlich das Schicksal des Proletariats anprangern wollte und dabei nicht speziell Frauen im Blick gehabt hätte. ´

Heute Arbeits- und Lebenssituationen

Professorin Dr. Ingrid Kurz-Scherf, langjährige Leiterin des Zentrums für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung der Uni Marburg, stellte in ihrem Vortrag die Frage, inwiefern Karl Marx für die Analyse und Beurteilung der aktuellen Arbeits- und Lebenssituation von erwerbstätigen Frauen hilfreich ist und inwieweit er bei der Bewältigung der heutigen Formen von Entfremdung und Entgrenzung nützlich sein kann.

Kurz-Scherf konstatierte, dass es in den letzten Jahrzehnten viele positive Veränderungen für Frauen gegeben habe, dass sie aber im Vergleich zu Männern auch heute noch dort überproportional vertreten seien, wo schlechtere Arbeitsbedingungen herrschten.

Sie forderte zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Karl Marx und zur Weiterentwicklung seines Arbeitsbegriffes auf. Es gehe nicht darum, den Kapitalismus abzuschaffen, sondern ihn zu begrenzen und alle Formen von Arbeit in einem wertschätzenden Kontext zu sehen.

Die Frage, ob Karl Marx und Frauen zusammengingen, würde sie mit "Ja, aber ..." beantworten, so Professorin Kurz-Scherf. Denn es gelte, mit "produktiver Aufregung" Optionen der Veränderungen aufzuzeigen und Widersprüche und Brüche in politisches Handeln umzusetzen. Dafür gebe es durchaus Ansätze in seinen Schriften, die aber nicht "wie die Bibel" gelesen werden dürften, sondern der Inspiration zu neuen differenzierten Sichtweisen dienen sollten.

Abgerundet wurde der Tag mit einer unterhaltsamen Stadtführung, bei der die kfd-Frauen von drei "berühmten Töchtern der Stadt" in historischen Kostümen - Kaiserin Helena (4. Jh.), Adelheid von Besselich (15./16. Jh.) und Jenny Marx (19. Jh.) - auf eine Zeitreise mitgenommen wurden.

Zudem nutzten viele Delegierte die Möglichkeit, an den Veranstaltungen des Trierer Bistumsfestes "Heilig-Rock-Tage" teilzunehmen, an dem sich der kfd-Diözesanverband traditionell thematisch beteiligt.

Kontakt
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Stand: 16.04.2018
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