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14. November 2016 Aktuelles

"Arbeits-Lebens-Zeit": Arbeitszeitmodelle im Lebensverlauf

Der Titel der Tagung "Lebens-Arbeits-Zeit" anschaulich in der Mitte. Foto: © Beate Behrendt-Weiß

Jahrestagung des Ständigen Ausschusses Frauen und Erwerbsarbeit

"Arbeits-Lebens-Zeit" - unter dieser Überschrift stand die Jahrestagung des Ständigen Ausschusses Frauen und Erwerbsarbeit, die vom 11. bis 13. November im Erbacher Hof in Mainz stattfand.

In den Fokus der Diskussionen hatte der Ausschuss das Thema bezahlte und unbezahlte Arbeit im Lebensverlauf gerückt und damit die Suche nach Arbeitszeitmodellen, die sich flexibel an der jeweiligen Lebenssituation der Beschäftigten orientieren. Mit dieser Fragestellung greift der Ausschuss auch eine zentrale Forderung des kfd-Positionspapiers zur Gleichstellung im Lebensverlauf auf.

Im Mittelpunkt des Vortrags "Arbeiten ohne Ende?!" der Diplom-Soziologin Anna Monz vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München standen drei in der Wissenschaft diskutierte Modelle, die den individuellen und dynamischen Lebensläufen der Menschen mit ihren unterschiedlichen Zeitbedürfnissen Rechnung tragen sollen und gleichzeitig eine Aufwertung nicht-erwerbsmäßiger Arbeit implizieren:

Die "Atmenden Lebensläufe" stellen Zeitanteile für Sorgetätigkeit, gesellschaftliche Aufgaben, Weiterbildung und Selbstsorge zur Verfügung.

Es gibt sogenannte Ziehungsrechte auf Optionszeiten, von denen bestimmte Anteile an Sorgearbeit gebunden sind. In diesem Modell sollen bestimmte Zeiten für Sorgetätigkeit und ehrenamtliches Engagement steuerfinanziert werden.

Das zweite Modell geht von einer Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden für Frauen und Männer bei vollem Lohn- und Personalausgleich aus. Damit soll die Erwerbsbeteiligung für alle Menschen und genügend Raum für alle anderen Lebensbereiche gesichert werden.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen bildet die Basis des dritten Modells, in dem Existenzsicherheit und Erwerbsarbeit voneinander entkoppelt werden, so wie es aktuell in Finnland erprobt wird.

Lebhaft diskutierten die Delegierten die Vor- und Nachteile der Modelle bzgl. Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit und auch die Auswirkungen auf die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und Fragen nach dem zugrundeliegenden Menschenbild: Würde dann überhaupt noch jemand arbeiten? Und was ist mit Arbeiten, die keiner tun will?

In den Gesprächen über Visionen einer neuen Organisation von Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit wurde vor allem die Forderung nach einer steuerfinanzierten und sozialversicherungsrechtlichen Anerkennung von Sorgearbeit betont. Deutlich wurde auch, dass bereits bestehende Möglichkeiten der Freistellung für Elternzeit, Bildungsurlaub, Ehrenamt oder Sabbatjahr in der betrieblichen Praxis häufig an mangelnder Akzeptanz und Unterstützung scheitern - vor allem für Männer und in höheren Positionen.

Wie die Delegierten ihre ganz persönliche "Arbeits-Lebens-Zeit" gestalten würden, wenn Geld keine Rolle spielen würde, konnten sie im Rahmen einer Mitmach-Aktion eindrucksvoll demonstrieren. Dabei waren sie eingeladen, ein Reagenzglas mit farbigem Sand zu füllen - mit Zeit für Erwerbsarbeit, Familienarbeit, Hobby, Ehrenamt, Bildung oder für sich selbst. Das Ergebnis: intensive Gespräche, persönliche Überraschungen und wunderbar bunte Reagenzgläser.

Opens internal link in current window Mehr zur Jahrestagung: Informationen aus dem Ständigen Ausschuss "Frauen und Erwerbsarbeit"

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Stand: 14.11.2016