Kriterien zur Bewertung von Arbeit müssen auf den Prüfstand - kfd fordert Berücksichtigung von psychosozialen Anforderungen
Anlässlich des diesjährigen Equal Pay Day fordert die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) Arbeitgeber und Gewerkschaften dazu auf, die Kriterien zur Bewertung von Arbeit gründlich zu überprüfen. Insbesondere psychosoziale Anforderungen müssen stärker berücksichtigt werden, so der Verband.
"Es ist schon auffällig, dass Tätigkeiten, die vorwiegend von Frauen ausgeübt werden, deutlich schlechter bezahlt sind als typische Männerberufe. Wesentliche Ursache hierfür ist, dass psychosoziale Aspekte bei der Lohnfindung bisher außer Acht gelassen wurden", stellt Ingrid Müller, Vorsitzende der berufstätigen Frauen in der kfd, fest. Gerade in Dienstleistungsberufen treten psychosoziale Belastungen besonders häufig auf: Konflikte mit Kundinnen und Kunden, ständige Konfrontation mit schweren Krankheiten oder der Umgang mit ekelerregenden Situationen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen beispielsweise. "Würden diese Belastungen in den Bewertungssystemen der Tarifpartner angemessen berücksichtigt, wäre ein deutlicher Schritt in Richtung Entgeltgleichheit getan", ist sich Müller sicher. Von der Politik fordert sie deshalb verbindliche gesetzliche Vorgaben für die Überprüfung der Entgeltgleichheit.
Zwischen den Einkommen von Frauen und Männern klafft bei gleicher Tätigkeit in Deutschland immer noch eine Lohnlücke von rund 23 Prozent. Diese Lohnschere hat eine nachhaltige Wirkung: Aufgrund ihrer niedrigen Gehälter erwirtschaften Frauen im Durchschnitt auch weniger Vermögen und beziehen im Alter auch niedrigere Renten. So entwickelt sich im Lebensverlauf eine Rentenlücke von 59 Prozent. Das führt zu einem großen Armutsrisiko für Frauen und stellt eine enorme Belastung für die Sozialkassen dar.
Deshalb unterstützt die kfd den fünften bundesweiten Equal Pay Day am 23. März mit zahlreichen Aktionen. Sinnbild und Protestsymbol dafür, dass Frauen deutlich weniger in der Tasche haben als ihre Kollegen, ist das Tragen einer roten Tasche. Bis zum Equal Pay Day müssen Frauen in Deutschland statistisch gesehen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern zu kommen.
Hintergrund:
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ist mit rund 600.000 Mitgliedern die größte Frauenorganisation in der Bundesrepublik. Sie setzt sich für die Interessen von Frauen in Kirche, Politik und Gesellschaft ein. Die kfd-Berufstätige Frauen, eine integrierte Gemeinschaft der kfd, engagiert sich vor allem für die Belange erwerbstätiger Frauen. Weitere Informationen unter www.kfd.de.