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Berufen zur Diakonin

 

Der 13. April ist für 13 Frauen aus ganz Deutschland ein besonderer Tag: Sie schließen den dritten sogenannten Diakonatskreis des Netzwerks Diakonat der Frau ab. Damit könnten sie als Diakoninnen wirken – geweiht werden sie von der Katholischen Kirche aber nicht. Auch sechs kfd-Frauen sind dabei.

Von Isabelle De Bortoli

Mehr als drei Jahre lang waren sie gemeinsam auf einem besonderen Weg unterwegs: Dem Weg ihrer persönlichen Berufung. 2020 startete der dritte Diakonatskreis, nun steht die Gruppe vor dem Abschluss. „In dieser Zeit haben die Frauen eine umfangreiche fachliche und persönliche Weiterentwicklung durchlaufen“, sagt Jutta Mader-Schömer, Vorsitzende des Netzwerks Diakonat der Frau und Nachfolgerin der langjährigen Vorsitzenden Irmentraud Kobusch. „Alle Kursteilnehmerinnen verspüren eine starke innere Berufung zur Diakonin“, so Mader-Schömer. „Sie sind froh, diese Gruppe zu haben, sich zu vergewissern, dass sie nicht allein auf dem Weg sind und dass sie sich ihre Berufung nicht einbilden. Sie haben ihr Leben der Nachfolge Jesu Christi geweiht.“ Die Frauen hätten bereits im Vorfeld durch ihren Beruf und/oder ehrenamtliches Engagement diakonisch gewirkt.

Über drei Jahre lang haben sich die Teilnehmerinnen des Diakonatskreises in den Bereichen Diakonie, Liturgie und Verkündigung qualifiziert. Im Schnitt sechs Wochenenden pro Jahr, dazu Exerzitien, geistliche Begleitung und ein eigenes diakonische Projekt absolvierten die Frauen. Auf dem Programm standen beispielsweise „Diakonisch Handeln“ sowie die Grundlagen von Sozialarbeit, „Das Diakonat als Parteinahme für die Armen“ samt der Begründung des Amtes in Bibel, Theologie und Geschichte, oder auch „Was verkündige ich?“ und die biblischen Grundlagen diakonischer Verkündigung mit der Frage: Wie verkündige ich als Frau?

Dennoch: Eine Weihe steht nicht am Ende des Diakonatskreises. „Aber wir geben die Hoffnung nicht auf. Die Kirche kann es sich nicht leisten, weiterhin auf 50 Prozent der Charismen zu verzichten“, sagt Jutta Mader-Schömer.

Als es um die Entscheidung für ein Studium ging, hätte ich vielleicht Theologie gewählt – um Priesterin zu werden. So wurde ich Ärztin – durchaus keine Verlegenheitsentscheidung. Der Diakonatskreis war für mich eine Gelegenheit, mich intensiv mit meiner Berufung auseinanderzusetzen.

Sechs kfd-Frauen waren Teil des dritten Diakonatskreises, darunter auch Gabriele Komesker und Petra Kurzawski. „Fast hätte der Umfang der Weiterbildung samt Voraussetzungen mich abgehalten“, sagt Gabriele Komesker, Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie und Leiterin der Kinderschutzambulanz am EVK Düsseldorf. „Ich habe lange darüber nachgedacht. Diakonisches Tun hatte in meiner Familie immer einen hohen Stellenwert, soziales und kirchliches Engagement waren selbstverständlich. Als es um die Entscheidung für ein Studium ging, hätte ich vielleicht Theologie gewählt – um Priesterin zu werden. So wurde ich Ärztin – durchaus keine Verlegenheitsentscheidung. Der Diakonatskreis war für mich eine Gelegenheit, mich intensiv mit meiner Berufung auseinanderzusetzen.

Niemand persönlich hat ein Recht auf eine Weihe, aber die Gemeinden haben ein Recht auch auf geweihte Frauen.

Wo ist mein Platz im Leben? Wo mein Ort der Verkündigung? Wo wird Gott für mich und andere sichtbar? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die 54-jährige Ärztin. „Diese drei Jahre haben zur Verlebendigung meines Glaubens beigetragen“, zieht sie Bilanz. „Ich gehe mit wachem Blick durch das Leben und schaue, welches meiner Talente wo gefragt ist.“ Wie etwa das Talent zu predigen, das Gabriele Komesker entdeckt hat und in verschiedenen Gemeinden einbringt. „Niemand persönlich hat ein Recht auf eine Weihe, aber die Gemeinden haben ein Recht auch auf geweihte Frauen.“ 

Petra Kurzawski landete eines Tages „durch einen riesengroßen Zufall“ in einer Kirche, in der gerade eine Diakonweihe stattfand. „Ich war völlig begeistert und erlebte einen Aha-Effekt: Das ist es, was ich will!“, berichtet die 57-Jährige, die viele Jahre als Katechetin Kommunionkinder begleitet hat. „Der Gedanke setzte sich fest, der Wunsch, diakonisch zu arbeiten. Auch wenn ich natürlich hörte: ,Vergiss es, du bist eine Frau‘.“ Bei einer Recherche stieß sie auf das Netzwerk Diakonat der Frau. „Das war genau meins – auch wenn ich angesichts der Voraussetzungen, vor allem des Theologie-Studiums, erstmal sehen musste, wie ich das mit Beruf und vier Kindern vereinbare.“ Im Kurs selbst habe sie sich gestützt und getragen gefühlt.

Petra Kurzawski möchte weiter für ihre Berufung kämpfen, als Diakonin zu wirken. „Ich gebe nicht auf – weil auch so viele mit mir kämpfen. Und es gibt ja auch schon kleine Erfolge: In Rottenburg-Stuttgart arbeitet eine Absolventin des Diakonatskreises als Referentin für das Diakonische Pastoral. Sowas in der Art wünsche ich mir für mein Bistum Essen auch. Oft denke ich mir: Was hätte ich mit diesem Tag gute Dinge tun können, wenn das Diakonat auch mein Beruf wäre.“

Stand: 27.02.2024