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28. Juni 2016 Aktuelles

Vom Wert guter Arbeit im Privathaushalt - Studientag "Haushaltsbezogene Dienstleistungen" fordert Paradigmenwechsel

Mit großen Interesse verfolgten die Teilnehmerinnen des Studientages die Vorträge der Referentinnen. Foto: kfd/Beate Behrendt-Weiß

"Die Arbeitsbedingungen im Privathaushalt müssen politisch gestaltet werden" - das war die klare Botschaft, die vom Studientag "Haushaltsbezogene Dienstleistungen. Berufe mit Zukunft - fair, legal, bezahlbar" ausging, der am Samstag, 25. Juni, in Köln stattfand.

Auf Einladung der Ständigen Ausschüsse "Frauen und Erwerbsarbeit" sowie "Hauswirtschaft und Verbraucherthemen" diskutierten kfd-Frauen aus dem ganzen Bundesgebiet im Maternushaus die Fragen, wie Dienstleistungen am Arbeitsplatz Privathaushalt fair bezahlt werden können und welche Modelle sowohl aus Sicht von Arbeitgeberinnen wie von Arbeitnehmerinnen zukunftstauglich sind.

Haushaltsbezogene Dienstleistungen: legal und fair bezahlt

Ziel der Tagung des kfd-Bundesverbandes war es, die Diskussion um das Thema "Privathaushalte als Arbeitgeber" innerverbandlich voranzubringen, bei dem sich die kfd eindeutig positioniert hat: Haushalts- und personenbezogene Dienstleistungen, die aktuell zu 90 Prozent in Schwarzarbeit erbracht werden, sollen künftig in legaler, sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung geleistet und angemessen bezahlt werden. 

In diesem Zusammenhang setzt sich der Bundesverband dafür ein, Gutscheinmodelle, wie sie international bereits praktiziert werden, auch für Deutschland zu prüfen und in die politische Diskussion einzubringen.

Paradigmenwechsel nötig

Breite Übereinstimmung herrschte bei Teilnehmerinnen wie Referentinnen hinsichtlich der Forderung nach einem Paradigmenwechsel, der den Dienstleistungsbereich Privathaushalt als Arbeitsplatz und Arbeitgeber versteht und für eine Aufwertung und Wertschätzung der in privaten Haushalten erbrachten Leistungen wirbt.

Wie der Wert von Arbeit bestimmt werden kann, erläuterte die Wissenschaftlerin Dr. Andrea Jochmann-Döll, die das Instrumentarium "eg.check.de" entwickelt hat, das mithilfe eines Punktesystems die Anforderungen an eine bestimmte Tätigkeit bemisst: hinsichtlich Wissen und Können genauso wie in Bezug auf Verantwortung, körperliche Bedingungen und psycho-soziale Kompetenz.

Markt "Privathaushalt" politisch gestalten

Mareike Bröcheler vom Kompetenzzentrum "Professionalisierung und Qualitätssicherung haushaltsnaher Dienstleistungen" der Uni Gießen machte anhand von Grafiken deutlich, wie Frauen sich häufig selbst ausbeuten, wenn sie bei einem beruflichen Einstieg die gesamte Hausarbeit selbst weiter zu leisten versuchen.  

Aus der von ihr durchgeführten Studie geht jedoch hervor, wie zurückhaltend private Haushalte nach wie vor bei der Inanspruchnahme haushaltsbezogener Dienstleistungen sind. Genau wie Heidi Holzhauser von der Bundesagentur für Arbeit forderte auch Mareike Bröcheler, den großen Markt Privathaushalt politisch zu gestalten.

Vorteile der Gutschein-Modelle

Dazu dienen aus ihrer beider Sicht staatlich geförderte Gutschein-Modelle, die beitragspflichtige Beschäftigungsverhältnisse schaffen - flankiert durch Qualifizierungsangebote und eine gute Beratung für alle Beteiligten.

In solchen Modellen, wie die Bundesagentur für Arbeit sie zeitnah als Pilotprojekt in Baden-Württemberg realisieren will, sehen die Referentinnen große Chancen für Deutschland: Der Staat investiere durch die Schaffung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse in zukunftsträchtige Strukturen und spare Transferleistungen, weil in diesem Marktsegment auch geringer qualifizierte Personen eine Chance auf Erwerbstätigkeit haben.

Der volkswirtschaftliche Nutzen durch höhere Steuereinnahmen und höhere Sozialversicherungsabgaben sei groß, wie das Beispiel des belgischen Modells zeige. Dass zudem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert und die geschlechtergerechte Arbeitsteilung verbessert werde, seien weitere Vorteile.

Gesamtgesellschaftliche Aufgabe

"Arbeit im Privathaushalt ist Daseinsvorsorge", betonte abschließend Dr. Margret Steffen von ver.di. "Und Daseinsvorsorge ist zumindest zum Teil eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe."

Sie appellierte an die kfd-Frauen, sich weiter für das Thema stark zu machen und auf Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen hinzuarbeiten. "Wichtig ist, dass wir uns in dieser Angelegenheit weiter vernetzen", so Steffen.

Eine Forderung, der die Teilnehmerinnen des Studientages unter der Leitung von Anni Rennock und Stephane Schimmel für die Ständigen Ausschüsse in der Diskussion um das Thema Arbeitsplatz Privathaushalt ohnehin nachkommen werden.

Weitere Informationen:

Initiates file downloadDie Broschüre "Haushaltsbezogene Dienstleistungen: fair-legal-bezahlbar. Informationen und Anregungen für die Praxis" herunterladen (pdf, 1.8 MB)

Opens external link in new windowDie Informationsplattform www.hilfe-im-haushalt.de des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Opens external link in new windowZur Projektseite "Privathaushalte als Arbeitgeber"

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Stand: 28.06.2016