Legal – egal? Auf dem Weg zu fairen und abgesicherten haushaltsbezogenen Dienstleistungen
Private Haushalte nehmen zur Bewältigung ihres Alltags immer öfter die Unterstützung von Dienstleistern in Anspruch. Dennoch sind Schätzungen zufolge etwa 90 Prozent der Hilfen im Haushalt nicht legal beschäftigt.
Welche Faktoren haben zu dieser Entwicklung geführt und welchen Hürden sehen sich private Haushalte in ihrer Rolle als Arbeitgeber gegenüber?
Diesen Fragen geht eine qualitative Studie nach, die die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum "Professionalisierung und Qualitätssicherung Haushaltsnaher Dienstleistungen (PQHD)" der Justus-Liebig-Universität Gießen durchgeführt hat.
Diese wird heute in Mainz im Rahmen der Tagung "Legal - egal? Privathaushalte als Arbeitgeber haushaltsnaher Dienstleistungen" vorgestellt.
"Früher kümmerten sich die Frauen um Haushalt und Familie. Heute sind sie zunehmend auch erwerbstätig. Haushaltsbezogene Dienstleistungen spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die gerechte Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern möglich zu machen und zu fördern", erklärt Anni Rennock, Mitglied des Bundesvorstands der kfd und Sprecherin des Ständigen Ausschusses Hauswirtschaft und Verbraucherthemen.
Ob Putzhilfe, Wäschedienst oder Kinderbetreuung, haushaltsbezogene Dienstleistungen bieten Entlastung für Erwerbstätige. Für die ältere Generation ermöglichen sie zudem ein selbstbestimmtes Altern in den eigenen vier Wänden.
Zwar ist die Relevanz der haushaltsbezogenen Dienstleistungen gestiegen, der hohe Anteil an informellen Arbeitsverhältnissen in diesem Beschäftigungsbereich ist jedoch geblieben.
Aus Sicht der kfd führt aber an einer gerechten Bezahlung und sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen von Haushaltshilfen kein Weg vorbei.
Schwarzarbeit: Für die meist weiblichen Beschäftigten ein direkter Weg in die Altersarmut
"Schwarzarbeit ist kein Kavaliersdelikt, sondern Hinterziehung von Sozialabgaben und für die meist weiblichen Beschäftigten ein direkter Weg in die Altersarmut", ist Rennock überzeugt. Ebenso wichtig wie die Legalisierung haushaltsbezogener Dienstleistungen sei jedoch auch, dass diese für private Haushalte bezahlbar bleiben, so Rennock weiter.
Die Untersuchung hat ergeben, dass Haushalte in ihrer Rolle als Arbeitgeber vor diversen Hürden stehen: So fehlt ihnen häufig die Information über das Spektrum haushaltsbezogener Dienstleistungen.
Hier bedarf es einer ausführlichen Information über die Alternativen bestehender Angebote insgesamt sowie über die Anbieter vor Ort. Hinzu kommt, dass die Zahlungsbereitschaft und die Möglichkeiten privater Haushalte derzeit deutlich unter dem marktüblichen Preisniveau für professionelle, haushaltsbezogene Dienstleistungen liegen.
Insgesamt ergibt sich daraus die Notwendigkeit, Privathaushalte über ihre Rolle als Arbeitgeber zu informieren, Vorbehalte abzubauen und vor allem den Privathaushalt als Arbeitsort zu sehen.
Darüber hinaus müssen neue Lösungen gefunden werden, um Haushaltshilfen fair und sozialversicherungspflichtig zu beschäftigen.