kfd freut sich über Wirklichkeitsnähe des Papstwortes "Amoris laetitia"
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ist erfreut über das postsynodale apostolische Schreiben "Amoris laetitia", das am vergangenen Freitag, 8. April veröffentlicht wurde. Manche Aussagen des Papstes sind in dieser Deutlichkeit überraschend, anderes ist aus Sicht der kfd erwartungsgemäß eingetreten.
Maria Theresia Opladen, kfd-Bundesvorsitzende: "Das einladende Schreiben orientiert sich konkret und verständlich an der Wirklichkeit der Menschen. Das freut uns als Frauenverband sehr. Es zeigt auf, dass nicht alle pastoralen und moralischen Diskussionen durch lehramtliche Schreiben entschieden werden können. Insgesamt sieht der Papst sein Schreiben als einen Vorschlag, der vor allem christliche Familien anregen will. Er lädt alle ein, Zeichen der Barmherzigkeit zu setzen. Besonders hervorzuheben ist die Betonung des hohen Wertes von Gewissensentscheidungen: Wir sind als Kirche berufen, das Gewissen zu bilden, nicht aber dazu, den Anspruch zu erheben, es durch Vorschriften zu ersetzen."
Kirchenpolitisch ist das Papier eine ausdrückliche Einladung an die Bischofskonferenzen, immer wieder differenzierte, eigene und regionale Lösungen zu suchen und umzusetzen. Das eröffnet auch der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) die Möglichkeit für eigene Lösungen im Bereich der deutschen Kirche.
Opladen: "Wir unterstützen die DBK sehr auf diesem Weg und erwarten mit Spannung das angekündigte Wort der deutschen Bischöfe zu Ehe und Familie. Es ist bemerkenswert, dass der Papst zu deutlicher Selbstkritik der Kirche aufruft: Er verweist auf bisherige unbarmherzige Haltungen, da die Ideale der Lehre höher gehängt wurden als der barmherzige Umgang mit Menschen. Der Wert des Gewissens ist zu wenig gesehen worden. Die Pastoral muss wirklich erfahrbar und nicht theoretisch verkündet werden."
Zu Ehe und Familie: Ehe ist kein "Fertigprodukt"
In "Amoris laetitia" reflektiert Papst Franziskus umfassend Ehe und Familie in ihrer theologischen und gesellschaftlichen Funktion und Bedeutung. Dabei behält er, wie er selbst sagt, "Bodenhaftung" und ist in seinen Aussagen nah bei der Wirklichkeit von Frauen und Männern.
Das Papstwort hat in Bezug auf Ehe und Familie und darüber hinaus einen ausgesprochen einladenden und ermutigenden Charakter.
Die kfd begrüßt dies ausdrücklich vor dem Hintergrund ihres eigenen Verständnisses von christlicher Ehe und Familie als Grundlage für die gesamte verbandliche Arbeit: Die Ehe und das Familienleben in seiner Vielfalt sind ein gemeinsamer Lern- und Entwicklungsweg.
Die kfd sieht besonders auch den Zusammenhalt in der Familie als eine verlässliche solidarische Gemeinschaft, wo Glauben und Leben gelernt wird. In der Familie ist Platz für Kinder, Alte und Kranke; für Krisen, Neuanfänge und Herausforderungen des Schicksals; für behinderte Menschen, für Krankheit und Leiden, für Tod und Sterben.
Zu Geschieden-Wiederverheirateten: kfd hofft auf Entscheidung der Bischofskonferenz
In Bezug auf das im Rahmen der Synode umstrittene Thema der Zulassung Geschieden-Wiederverheirateter zu den Sakramenten eröffnet der Papst Perspektiven, die vielversprechende pastorale Weichenstellungen für die Zukunft sein können, obwohl sie sich nicht mit den diesbezüglichen Erwartungen der kfd decken:
So gibt es keine strukturelle "pauschale Zulassung" zu den Sakramenten, sondern eine Ermutigung an Seelsorger, immer wieder in Gesprächen die jeweils konkrete Lebenssituation zu prüfen und vor diesem Hintergrund verantwortete Gewissensentscheidungen zu treffen. Der Papst betont, dass es keine allgemeingültigen Patentrezepte oder Urteile geben kann.
Die kfd hofft sehr, dass auf der Grundlage dieser Haltungen eine pauschale Ablehnung der Zulassung Geschieden-Wiederverheirateter zu den Sakramenten der Vergangenheit angehört.
Die DBK möge in ihrer Umsetzung des päpstlichen Schreibens für die Situation der deutschen Kirche neue Wege eröffnen.
Zu Sexualität und Körperlichkeit: Überraschend wertschätzende Haltung
Neue Tonalität zum Thema: Der Papst spricht positiv und wertschätzend über Gefühle und Zärtlichkeit. Die erotische Dimension soll keineswegs als geduldetes Übel oder Last verstanden werden, wie es Generationen von Frauen oft erlebt haben, sondern als Geschenk Gottes.
Diese wertschätzende Haltung fordert die kfd in ihrem Positionspapier zu Sexualität genauso ein. (Vgl. "Frauen geben Kirche Zukunft")
Die kfd unterstützt die DBK, den eingeschlagenen Weg der pastoralen Wende weiterzugehen und bisherige pastoraltheologische Lösungsansätze konkret umzusetzen.