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Starke Stimme für die Jugend

 

Daniela Hottenbacher ist Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dem Dachverband von 17 katholischen Kinder- und Jugendverbänden. Ihre Aufgabe sei es, laut zu sein – für die, die sonst nicht gehört werden, sagt sie im Gespräch mit Junia.

Von Isabelle De Bortoli

Ihr Zeitmanagement habe sich schon stark verbessert in den vergangenen Wochen, schmunzelt Daniela Hottenbacher. Seit Mai steht die 30-Jährige als ehrenamtliche Bundesvorsitzende an der Spitze eines der größten deutschen Kinder- und Jugendverbände, dem BDKJ. Gleichzeitig studiert sie Soziale Arbeit und Sport und arbeitet in ihrem Beruf als Physiotherapeutin. „Das geht natürlich nur mit Familie und Freunden, die mich darin bestärken und unterstützen“, sagt Daniela Hottenbacher. Und mit dem Willen, sich einzusetzen für diejenigen, die sonst vielleicht keiner hört: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

In all den Jahren, die ich mich jetzt schon in kirchlichen Jugendverbänden engagiere, habe ich immer verspürt: Ich kann laut sein für die, die sonst nicht gehört werden."

„Gerade die Corona-Pandemie hat doch gezeigt, dass unsere Jugend kaum eine Stimme hat. Niemand hat sich dafür interessiert, dass Kinder nicht nur Schülerinnen und Schüler sind, sondern auch eine Gemeinschaft brauchen, in der sie Abenteuer erleben, ihre Persönlichkeit entwickeln können. In all den Jahren, die ich mich jetzt schon in kirchlichen Jugendverbänden engagiere, habe ich immer wieder gespürt: Ich kann laut sein für die, die sonst nicht gehört werden.“

Austrittswelle, Missbrauchsskandal, Segnungsverbot – die Kirche in der Krise: Natürlich habe sie sich selbst gefragt, ob es nun eine gute Zeit sei, das Amt der BDKJ-Bundesvorsitzenden zu übernehmen, gibt Daniela Hottenbacher zu. Aber: „Solange ich daran glaube, dass ich etwas verändern kann, ist das auch meine Aufgabe. Ich hatte zum Beispiel ein sehr prägendes Erlebnis bei unserer Jugendsynode in Mainz vor zwei Jahren. Dort habe ich erlebt, dass es Mädchen und junge Frauen gibt, die eine Berufung verspüren, ein tiefes Bedürfnis, Priesterin zu werden. In ihrer katholischen Kirche. Und das darf man nicht unterdrücken. Da war mir klar, dass man auch dort Verantwortung übernehmen muss, unterstützen muss, damit diese Mädchen und Frauen irgendwann die Chance haben, ihre Berufung auch zu leben. Indem wir ihnen die laute Stimme unseres Verbandes schenken.“ 

Jede und jeder müsse für sich selbst die Grenze ziehen, an der es nicht mehr ginge mit der Vereinbarkeit der eigenen Werte und denen der Kirche. „Ich bin aber der Überzeugung – und das sind eben auch viele unserer ehrenamtlichen Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter – dass es sich lohnt, für Kinder und Jugendliche da zu sein. Auch wenn sich sicher viele fragen, wie sie zum Beispiel nach dem Segnungsverbot noch in dieser Kirche aktiv sein können.“

Für Daniela Hottenbacher sind übrigens die Sternsinger ihre Heimat in der Kirche. Seit 25 Jahren ist sie dabei. Zur katholischen Jugendverbandsarbeit kam sie als Gruppenkind der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in ihrem Heimatbistum Mainz, wurde dann selbst Gruppenleiterin und engagierte sich schließlich auf Diözesanebene in der KLJB und im BDKJ. „Meine Spiritualität schöpfe ich aus regelmäßigen Fahrten nach Taizé. Diese Gemeinschaft, in der man offen sprechen kann – sie hilft, sich selbst und seinen Glauben zu kennen und zu definieren."

 

 

Kinder und Jugendliche haben das Interesse, ihren Lebensraum mitzugestalten. Sie wollen, dass das, was sie tun, eine Wirksamkeit hat."

Während sie sich in der Kirche manchmal die Frage stellt, welchen Wert sie eigentlich für die Kirche habe, stellt sich diese Frage in der Jugendverbandsarbeit nicht: „Während es in der Kirche immer wieder schwer ist, als Frau gehört zu werden, ist es im Verband selbstverständlich. Jede Stimme zählt, gerade in der Kinder- und Jugendverbandsarbeit. Als junge Frau ist es hier selbstverständlich, Verantwortung zu übernehmen. Junge Erwachsene können dabei eine Menge Lebenserfahrung sammeln, sie lernen zu leiten und zu führen, man traut ihnen etwas zu.“

In seiner gesamten Geschichte hat der BDKJ es schon geschafft, große Massen zu mobilisieren – wie etwa bei den „Hungermärschen“ für fairen Handel in den 1970er-Jahren. „Jetzt gerade ist das Thema Homosexualität in der Kirche ein großes bei unseren Mitgliedsverbänden, ebenso wie frauenpolitische Themen, Klimagerechtigkeit und kritischer Konsum. Wir wollen wieder unsere Stimme erheben und damit etwas bewegen.“ Über 600.000 junge Katholikinnen und Katholiken vereint der BDKJ immerhin hinter sich. 

Damit diese der Kirche nicht den Rücken kehren, braucht es für Daniela Hottenbacher vor allem eines: eine Form der Beteiligung. „Kinder und Jugendliche haben das Interesse, ihren Lebensraum mitzugestalten. Sie wollen, dass das, was sie tun, eine Wirksamkeit hat. Wer erlebt, dass sein Engagement ins Leere läuft, dass Ideen nicht umgesetzt werden, der verliert seine Motivation. Und dann erhöht sich die Zahl der Momente, in denen junge Menschen sich fragen: Was mache ich hier noch in dieser Institution? Vor allem, wenn diese Institution mich und meine Sexualität nicht akzeptiert, wenn der Ort, der eigentlich mein Zuhause sein sollte, mich auf Grund meiner sexuellen Orientierung ausschließt.“

Für die Zukunft wünscht sich Daniela Hottenbacher die katholische Kirche als einen Ort, in dem alle Generationen Mitsprache erleben. In dem Kinder genauso wie Seniorin-nen und Senioren Beiträge leisten können und ernst genommen werden mit ihren Bedürfnissen und ihrer Lebenssituation. Eine Zukunft, in der die Kirche offen ist für Meinung und in der man gemeinschaftlich neue Ideen spinnen und Brücken bauen kann.

Die Generation K finden Sie auch hier: 

www.kfd.de/generation-k

Stand: 24.09.2021