"Wäre es nicht schön, wenn jeden Sonntag Predigerinnentag wäre?"
An vielen Orten in Deutschland machten Frauen rund um den 17. Mai, dem Tag der Junia, das, was sie laut Kirchenrecht nicht tun dürfen: Sie hielten im Rahmen des dritten kfd-Predigerinnentags eine Predigt in der Heiligen Messe. Inzwischen hat sich die kfd-Idee weit verbreitet und eine hohe Mitmach-Quote.
Von Isabelle De Bortoli
Mit dieser Frage an die Gemeinde reagierte Pfarrer Xavier Muppala auf die Eucharistiefeier, die er gemeinsam mit Desirée Kaiser und Monika Schmidt, den Geistlichen Leiterinnen der kfd Schermbeck (DV Münster), gestaltete. Das Predigen übernahmen dabei Kaiser und Schmidt – und auch sonst stand die Kirche ganz im Zeichen der Junia und des kfd-Predigerinnentages: Große Purpurkreuze waren in der Kirche St. Ludgerus zu sehen, das Zeichen der kfd für eine geschlechtergerechte Kirche. Desirée Kaiser und Monika Schmidt machten zu Beginn ihrer Predigt klar, welches gemeinsame Ziel sie haben: ihren Glauben und Jesu Botschaft in die heutige Zeit tragen. Ihre Predigt gestalteten die beiden als Zwiegespräch rund um die Frage „Wie sollen wir heute die Menschen für die Kirche begeistern?“, wobei Desirée Kaiser die Apostelin Junia verkörperte. Eine ihrer Antworten: „Ich denke, dass eines für die Menschen genauso wichtig ist wie damals vor 2.000 Jahren: Sie haben die Sehnsucht nach einer hoffnungsbringenden Botschaft. Darüber hinaus wünschen sie sich Ehrlichkeit und Authentizität.“ Dass diese hoffnungsbringende Botschaft in Zukunft auch von Frauen verkündet werden kann? Für den Schermbecker Pfarrer keine Frage: „Vielleicht könnten die beiden als ,Predigerinnen unterwegs‘ auch in den umliegenden Gemeinden predigen. Als positives Zeichen in der Kirche.“
Dass ich heute hier stehe – eine Theologin und Pastoralreferentin zwar, aber eben kein geweihter Mann, kein Priester oder Diakon, denen es vorbehalten ist, an dieser Stelle zu predigen –, auch das hat mit einem Namen zu tun. Dieser Name ist Junia.
Auch Annette Bollig stellte in ihrer Predigt, die sie an gleich vier Orten im DV Trier hielt, die Apostelin Junia in den Mittelpunkt. Wer Junia eigentlich war, erklärte sie mit einem Poster: „Dass ich heute hier stehe – eine Theologin und Pastoralreferentin zwar, aber eben kein geweihter Mann, kein Priester oder Diakon, denen es vorbehalten ist, an dieser Stelle zu predigen –, auch das hat mit einem Namen zu tun. Dieser Name ist Junia.“
Neben den 12 „offiziellen“ Predigerinnen des kfd-Predigerinnentages haben übrigens in ganz Deutschland noch 35 bis 40 weitere Frauen rund um den 17. Mai, den Tag der Apostelin Junia, gepredigt. „Das ist eine beeindruckende Zahl“, sagt Ulrike Göken-Huismann, Geistliche Leiterin des kfd-Bundesverbandes. Sie freute sich besonders darüber, dass die Predigten oft auch mit besonderen Aktionen oder Inszenierungen verbunden waren, die Vielfalt, Kreativität und Engagement der kfd widerspiegelten: In Mainz hatten die kfd-Frauen rund um Predigerin Janina Adler den Dom bunt ausgestaltet. Im Essener Dom erlebten die Gläubigen einen besonders bewegenden Moment, als Predigerin Marlies Hennen-Nöhre gemeinsam mit Maria Friese aus dem Leitungsteam der kfd Essen Pfarrer Bernd Wolharn einrahmte und die Frauen abwechselnd mit ihm das Segenswort sprachen.
„Wir haben außerdem an vielen Stellen das Junia-Lied gehört, mal von einem Frauenchor gesungen, mal auf dem Akkordeon gespielt“, sagt Ulrike Göken-Huismann. Und auch die Idee, für Junia und alle anderen Apostelinnen einen dreizehnten Apostelinnen-Leuchter, ergänzend zu den zwölf Apostel-Leuchtern, in den Kirchen aufzuhängen, wurde rund um den Predigerinnen- und Junia-Tag immer wieder aufgegriffen. Auch bei Göken-Huismanns Predigt in der Kirche Maria Magdalena in Geldern brannte dieser dreizehnte Leuchter.