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Nachhaltigkeit kann Spaß machen!

 

Weg von Verzicht und Verboten, hin zum Möglichen und Machbaren – das ist der Schwerpunkt unserer neuen sechsteiligen Junia-Serie zu Nachhaltigkeit.

Mit kleinen Veränderungen
Großes bewirken – so geht's ganz leicht und günstig!

„Nachhaltigkeit kann Spaß machen“, ist Mona Treude überzeugt. „Indem ich bei mir selbst und in meinem direkten Umfeld anfange: Ich kann mich an einem Gemeinschaftsgarten beteiligen oder auf Einkauf in regionalen Läden umsteigen. Dabei geht es nie darum, meinen Lebensstil komplett umzukrempeln. Sondern darum, einzelne Routinen aufzubrechen: Wie will ich leben? Was für ein Mensch will ich sein?“

Die Ökonomin forscht am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie dazu, wie sich unsere Städte durch Digitalisierung besser machen lassen. Geleitet wird sie dabei von der Überzeugung, dass schon kleine Veränderungen Großes bewirken können.

Nachhaltig zu leben heißt zunächst, alles zu versuchen, um mit dem eigenen Handeln und Konsum den Planeten „enkelfähig“ zu hinterlassen: Nachfolgende Generationen sollen hier gut leben können, Menschen in anderen Ländern nicht ausgebeutet werden. Niemand darf durch unsere Lebensweise einen Nachteil haben – weil wir auf Ge- und Verbrauch der Rohstoffe achten, uns vor Verschwendung hüten, schädliche Treibhausgase minimieren.

Wir können im Privaten viel tun: Wohnen, Strom oder die eigene Mobilität sind große Hebel, die wir in der Hand haben. Etwa auf Ökostrom umzustellen, ist nicht unbedingt teurer.

Gleichzeitig dürfen und sollen wir unser Leben genießen. Das Gute: Der Weg zu einer nachhaltigen Lebensweise führt nicht zwingend über den Kauf eines Elek-
troautos oder den Austausch sämtlicher Haushaltsgeräte. Denn Nachhaltigkeit muss gar nichts kosten. Und kann zudem sehr einfach sein.

„Wir können im Privaten viel tun: Wohnen, Strom oder die eigene Mobilität sind große Hebel, die wir in der Hand haben. Etwa auf Ökostrom umzustellen, ist nicht unbedingt teurer“, sagt Mona Treude. „Ich muss es einmal umstellen, doch dann läuft es nebenbei.“

Dieses „nebenbei“ kann entlasten. Wir müssen nachhaltige Gewohnheiten nicht im Hinterkopf behalten und immer wieder aktiv daran denken. Plastikfrei einkaufen? Gemüsenetze nicht vergessen! Auto stehen lassen? Mehr Zeit fürs Fahrrad einplanen!

Stattdessen erfordert es eine einmalige Anstrengung, an kleinen Stellschrauben zu drehen. Mona Treude nennt weitere Beispiele, bei denen die Nachhaltigkeit bequem für uns wirkt: Es spart enorm Emissionen ein, wenn wir mit unserem Handyvertrag zu einem nachhaltigen Mobilfunkanbieter wechseln oder ein Konto bei einer ethisch-ökologisch investierenden Bank anlegen.

Die Politik ist hier in der Pflicht: Sie muss das nachhaltigere Verhalten subventionieren, nicht die umweltschädliche Option.

Ganz so einfach ist es im Alltag leider nicht immer, „grün“ zu handeln. Der Ressourcenverbrauch in unserem technologisierten Land mit seiner aufwändigen Infrastruktur ist einer der höchsten der Welt. Selbst Menschen mit starkem ökologischem Bewusstsein und globalem Gerechtigkeitsempfinden geraten in Konflikt zwischen Überzeugung und Machbarkeit.

So dürfe es für eine fünfköpfige Familie nicht günstiger sein, nach Ibiza zu fliegen, als in den Thüringer Wald zu fahren, meint Mona Treude: „Die Politik ist hier in der Pflicht: Sie muss das nachhaltigere Verhalten subventionieren, nicht die umweltschädliche Option. Es ist schwer, nachhaltig in einer nicht-nachhaltigen Welt zu leben.“

Gleichzeitig macht die Forscherin uns Mut, dass wir alle einen Beitrag dazu leisten können. „Als Teil der Gesellschaft habe ich nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Und das kann positiv sein! Es heißt, dass ich mitgestalten und etwas beitragen kann. Die Politik ist in der Pflicht, aber viele (Konsum-)Entscheidungen treffe ich selbst.“

Hier kommen Frauen ins Spiel. Sie sind es, die in der Regel den Familienalltag bestreiten, über den Einkauf bestimmen, den Haushalt verwalten, die Sorgearbeit wuppen. Dadurch treffen Frauen 80 Prozent aller Konsumentscheidungen, mit denen sie laut Umweltbundesamt einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft leisten. Denn wenn es gilt, Ressourcen zu schonen, sind sie es, die damit konfrontiert werden, neue Verhaltens- und Konsummuster zu entwickeln.

Nachhaltigkeitsforscherin Mona Treude wünscht sich, dass kfd-Frauen sich auf die Schulter klopfen: Sie brächten durch ihr Engagement all das Gute und Richtige schon mit, sähen es nur nicht immer. Daher rät sie der Generation Ü60 zu Gelassenheit.

„Lassen Sie die Frage, wer die Schuld an der Klimakrise trägt, nicht an sich heran. Mit dem Finger auf andere zu zeigen oder uns zwischen den Generationen gegenseitig anzuklagen, bringt uns nicht weiter“, sagt Treude. „Ihre Generation hat den heutigen Wohlstand mit aufgebaut – sei es durch Erwerbsarbeit oder jahrzehntelange unbezahlte Sorgearbeit. Sie bringen so viele gute Erfahrungen mit und haben auch entbehrungsreiche Zeiten erlebt.“

Aus diesen Zeiten stammen viele Gewohnheiten, die uns selbstverständlich erscheinen. Doch mit unserem heutigen Wissen über Umweltbelastung und Ressourcenverschwendung sind sie geradezu vorbildlich: Kleidung der Geschwister auftragen und/oder umnähen, saisonal frisch kochen, Geräte reparieren, Schulbücher im Freundeskreis weitergeben, sich gegenseitig Dinge borgen.

All das ist nachhaltig. Es lohnt sich also, dass wir uns bewusst machen, was wir bereits im Kleinen oder Großen ohnehin längst tun – so fühlen wir uns weniger ohnmächtig. Damit wir beim nächsten Mal, wenn die Klima-Angst oder Zukunftssorgen uns zu lähmen drohen, mit gutem Gewissen sagen können: Wir leisten unseren Beitrag. Und haben viele Möglichkeiten, noch mehr zu tun.

Tipps für Nachhaltigkeit

Internet & IT

  • Mit der Homepage zu grünem Server umziehen (z.?B. Greensta, Biohost) – laufen mit Ökostrom, oft Standort in Europa
  • bei Handy und Laptop Dunkelmodus einstellen – spart Beleuchtung
  • Dateien und Mails regelmäßig ausmisten – spart Ladezeit
  • überflüssige Newsletter abbestellen – spart Energie für Versand und beim Laden

Tauschen, leihen, reparieren

  • Kleidertauschparty veranstalten
  • selten benötigte Dinge leihen: Leihlokale, „Bibliothek der Dinge?
  • Büchereien nutzen
  • Repaircafés besuchen

Rohstoffe sparen – Gebrauchtes wertschätzen

  • Technik: generalüberholte Gebrauchtgeräte mit neuer Garantie, etwa beim Sozialunternehmen AfB
  • Gebrauchtes: Kleinanzeigen.de, ebay, Second-Hand-Läden, Flohmärkte
  • Lebensmittel retten: Fairteiler,
  • App „Too Good To Go“

Zum Weiterlesen und -hören

PODCASTS

  • „Besser fair? von Fairtrade Deutschland: fairer Handel als Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit
  • „Einfach nachhaltig leben? der Plattform Utopia.de: breites Spektrum an Themen aus Umweltschutz und nachhaltigem Konsum

BÜCHER

  • „Was hat die Mücke je für uns getan? – Endlich verstehen, was biologische Vielfalt für unser Leben bedeutet?
    Frauke Fischer, Hilke Oberhansberg, Oekom Verlag, 224 Seiten, 24 Euro, ISBN 978-3-96238-209-4
  • „Nachhaltigkeit. Frauen schaffen Zukunft. Beispiele aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, wie Frauen in Deutschland zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen?
    Nadine Kammerlander, Claudia Rankers (Hrsg.), FAZ Buch, 304 Seiten, 23 Euro, ISBN: 978-3-96251-112-8

ZEITSCHRIFTEN

Stand: 21.12.2023