Meine Tochter, die Kirche und ich: Eine Freundin von Jesus
Wie lebt es sich als katholische Familie in Zeiten, in denen Skandale die Kirche erschüttern, immer mehr Menschen austreten und immer noch keine Gleichberechtigung herrscht? An dieser Stelle schreibt die stellvertretende Chefredakteurin der Junia, Isabelle De Bortoli, ab sofort über die aktuellen Herausforderungen rund um Glauben und Kirche. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer 8-jährigen Tochter in Neuss, DV Köln.
Nun war er also da, der große Tag, die Erstkommunion, auf die sich meine Tochter gemeinsam mit über 60 Kindern unserer Gemeinde vorbereitet hat. Das Wichtigste vorab: Es war ein ganz wunderbarer Tag. Und das lag vor allem auch an der schönen Gestaltung der Festmesse: Hier standen die Kommunionkinder im Mittelpunkt, saßen rund um den Altar, haben durch zahlreiche Wortbeiträge und Mithilfe bei der Gabenbereitung aktiv den Gottesdienst mitgestaltet. Der Diakon predigte zu ihnen, durchaus auch mal mit dem Rücken zur übrigen Gemeinde. Und nicht wenige Gäste haben bei der gesungenen Version des „Vater unser“, als sich die gesamte Gemeinde an den Händen hielt, ein Tränchen verdrückt. Und es gab eine schöne Geste für alle nicht-katholischen, nicht-gläubigen oder ausgetretenen Gäste: Anstatt die geweihte Hostie zu empfangen, konnten sie sich segnen lassen – ein Angebot, das gerne angenommen wurde.
Eine Freundin von Jesus sein, mit weitem Herzen und offenen Augen durch die Welt gehen – das war die zentrale Botschaft unseres Kommunionjahres. Und tatsächlich gilt das nicht nur für die Kinder, sondern sicher auch ein ganzes Stück weit für die Eltern. Denn die wurden stark in die Kommunionvorbereitung eingebunden: In unserer Gemeinde fand der Kommunionunterricht einmal im Monat am Samstag als eine Art mehrstündiger Workshop statt. Die Kinder trafen sich zu einem kurzen Wortgottesdienst in der Kirche, dann ging es in die Gruppenarbeit. Der Treffpunkt Kirche war nicht nur deshalb gut und wichtig, weil die Kinder so den Kirchenraum und den Ablauf der Gottesdienste kennenlernen konnten, sondern weil auch die Eltern immer dabei waren und der Kommunionunterricht so in die Mitte der Familie gerückt wurde. Wären die Kinder einmal in der Woche selbstständig zu einer Katechetin oder einem Katecheten nach Hause zum Unterricht gegangen, wäre die Familie definitiv weniger involviert gewesen. Denn hinzukommt: Während die Kinder in der Gruppenstunde waren, gab es ein tolles Angebot für die wartenden Eltern. Anstatt nach Hause zu fahren, konnte man an einem offenen Austausch mit dem Diakon zu Themen wie Gottesbild und Glaubensfragen teilnehmen. Dieser wurde rege genutzt – durchaus auch von Eltern, die der katholischen Kirche den Rücken zugewandt haben.
Eines ist klar und wurde auch im Dankgottesdienst nach der Kommunionfeier von einem der Priester deutlich formuliert: Acht- und neunjährige Kinder kommen nun eher nicht von alleine darauf, sonntags in die Kirche zu gehen. Sie haben in der Regel auch keine Möglichkeit, von den im Internet beworbenen Gottesdiensten selbstständig zu erfahren. Die Eltern müssen dies nun weitertragen, das zarte Pflänzchen Glauben weiter gießen, damit es wachsen kann. Da ist es nun an uns als Familie, die Freundschaft, die unsere Kinder mit Jesus geschlossen haben, zu vertiefen, indem wir Begegnungen mit ihm schaffen. Dabei wünsche ich uns allen ein weites Herz und offene Augen!