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Meine Tochter, die Kirche und ich: Warten aufs Christkind

Wie lebt es sich als katholische Familie in Zeiten, in denen Skandale die Kirche erschüttern, immer mehr Menschen austreten und immer noch keine Gleichberechtigung herrscht? An dieser Stelle schreibt die stellvertretende Chefredakteurin der Junia, Isabelle De Bortoli, ab sofort über die aktuellen Herausforderungen rund um Glauben und Kirche. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer 8-jährigen Tochter in Neuss, Diözesanverband Köln. 

Ganz ehrlich? Weihnachten mit kleinen Kindern – das ist schon etwas richtig Schönes. Denn um das Fest kann man einen Zauber weben, der das ganze Haus erfüllt und so alle Generationen beglückt. Wenn am Heiligen Abend das Glöckchen klingelt, die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen, wie von Zauberhand auch das Jesuskind nun seinen Platz in der Krippe eingenommen hat und die Kinder mit vor Aufregung roten Wangen vorsichtig ins Zimmer kommen – dann ist sie da, die Weihnachtsstimmung und die Erinnerung an die eigene Kindheit. Das Glöckchen, das Jesuskind – das sind Dinge, die schon unsere Großeltern und Eltern für uns so gemacht haben. Übernommen haben wir in unserer Familie auch, dass der Nikolaus am 6. Dezember den Wunschzettel fürs Christkind mitnimmt. Apropos Christkind: Nachdem wir vier Jahre lang diesen Mythos sorgfältig genährt hatten, erzählte ein Kindergartenkollege plötzlich was vom Weihnachtsmann. Und dann steht man da, als Eltern, und konstruierst schnell eine Geschichte von zu vielen Geschenken und dem Weihnachtsmann als Helfer.

Zum Weihnachtszauber beigetragen hat bei uns ein besonderes Ereignis im Kindergarten: Dort wanderte man immer am Nikolaustag am Abend mit Laternen zu einer kleinen Kapelle im Nachbardorf. Dort wurden Advents- und Weihnachtslieder gesungen, bis es plötzlich an der Tür klopfte und der Nikolaus eintrat. Große Augen, selbst bei den älteren Kindern.

Zu einer kleinen Tradition geworden sind in unserer Familie auch die Besuche des Wallfahrtsortes Kevelaer am Niederrhein in der Adventszeit. Weil die Großeltern alle in der Familie vorhandenen Krippen noch selbst in Gebrauch haben, entschieden wir uns für eine Neuanschaffung. Statt der sehr empfindlichen, fein gekleideten Holzpüppchen von Oma und Opa wählten wir die robuste Ostheimer Krippe (siehe Foto), die von der Neunjährigen bis heute noch gern bespielt wird. Kein Problem, wenn da mal ein Hirte auf den Boden fällt. Und jedes Jahr wird in Kevelaer eine Figur hinzugekauft – zuletzt ein schwarzes Schaf.

Ganz unchristlich, aber der absolute Renner bei unserer Tochter, ist eine Tradition aus Nordeuropa: Vor drei Jahren zog am ersten Advent Wichtel Tomte bei uns ein. Mit ihm unterhält unsere Tochter in der Weihnachtszeit eine rege Brieffreundschaft, sie hat ihm ein Haus mit Dachterrasse gebastelt, ein Bett, eine Tür, Tische und Stühle. Tomte ist ein angenehmer Gast: Er ist niemals zu sehen, verteilt aber winzige Geschenke, schmückt die Pflanzen und plündert nur ganz selten die Süßigkeiten-Kiste oder verteilt Mehl im ganzen Wohnzimmer, weil er etwas zu eifrig Plätzchen gebacken hat. Um die Wichtel hat sich übrigens in Mami-Kreisen eine ganze Bastelszene entwickelt, geben Sie mal „Wichteltür“ in eine Suchmaschine ein.

Glaubt die Neunjährige noch an all den Zauber? An den Wichtel, den Nikolaus und ans Christkind? Aus vollem Herzen hat sie das sicher noch bis vor ein, zwei Jahren getan. Heute ist es wohl eher so, dass sie sehr wohl ahnt, dass die Erwachsenen ihre Finger im Spiel haben. Aber sie lässt uns gewähren und spricht es nicht aus. Zu sehr liebt sie die Wunder der Weihnachtszeit.

Stand: 20.10.2023