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Alles auf Purpur:
Die kfd und der Synodale Weg

Spätestens nach den erschütternden Ergebnissen der sogenannten MHG-Studie, die 2018 Hunderte Missbrauchsfälle im Umfeld der katholischen Kirche aufdeckte, wurden Rufe nach Aufklärung und Erneuerung immer lauter. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) entschied daher gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), einen Reformprozess in Gang zu bringen: den Synodalen Weg. Im März findet die letzte der insgesamt fünf Versammlungen statt – und in Sachen Reformen heißt das: jetzt – oder wann?

Von Romina Carolina Stork

Der Prozess begann Anfang Dezember 2019 und war zunächst auf zwei Jahre angelegt, wurde wegen der Corona-Pandemie aber bis März 2023 verlängert. Gut 230 Synodal*innen beraten seitdem bis zu zwei Mal im Jahr, wie es mit der katholischen Kirche in Deutschland weitergehen könnte. Vom 9. bis 11. März dieses Jahres findet die fünfte und somit letzte sogenannte Synodalversammlung statt. Dort diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus katholischen Verbänden, der Jugendarbeit, vom ZdK und der DBK entsendet wurden, Texte, die zuvor in Kleingruppen erarbeitet worden sind. Sie befassen sich mit den Themen „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, „Priesterliche Existenz heute“ und „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“.

Die Texte werden vom Plenum beschlossen – und brauchen dafür auch eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe – oder abgelehnt. „Dabei ist es selbstverständlich, die Einheit der Kirche zu bewahren. Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten sind, werden daher dem Apostolischen Stuhl als Votum des Synodalen Weges übermittelt“, heißt es auf der Internetseite zum Reformprozess. 

Was bisher geschah

Bislang wurden sieben Texte verabschiedet: der Orientierungstext „Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland“, die Grundtexte „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ und „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ sowie die Handlungstexte „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“, „Synodalität nachhaltig stärken“, „Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“ und „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“. Jeder Bischof ist aufgerufen, die Beschlüsse in seinem Bistum umzusetzen – rechtlicht verpflichtet ist allerdings niemand.

Einen großen Eklat gab es bei der vierten Synodalversammlung im September 2022: Direkt zu Beginn wurde der Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“ beraten. Mit über 80 Prozent stimmte die Mehrzahl der Synodal*innen zwar für die Annahme des Textes – die benötigte Zweidrittelmehrheit der Bischöfe allerdings erhielt er nicht; er wurde somit abgelehnt. Viele Teilnehmer*innen und Beobachter*innen waren enttäuscht und werteten dies als Zeichen der Bischöfe, gar nicht an Reformen interessiert zu sein.

gleich + berechtigt: Dieser Slogan der kfd-Aktion zur fünften Synodalversammlung ziert nun auch purpurfarbene kfd-Sitzkissen. Sie zeigen in Gottesdiensten, die bundesweit von kfd-Gruppen gefeiert werden, dass genau HIER der Platz von Frauen ist. Am 9. März, dem ersten Tag der fünften Synodalversammlung, findet der zentrale Gottesdienst in Frankfurt am Main um 15.30 Uhr im Dom statt. Weitere Informationen zum Synodalen Weg und der kfd-Aktion: www.kfd.de/synodalerweg

Mittendrin statt nur dabei

Selbstverständlich ist auch die kfd mittendrin statt nur dabei. Vier Synodalinnen vertreten die Anliegen von Frauen in der Synodalversammlung: Anges Wuckelt (stellvertretende Bundesvorsitzende), Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Leiterin), Lucia Lagoda (Mitglied im Bundesvorstand) und Brigitte Vielhaus (Bundesgeschäftsführerin). 

Zudem wird es vor jeder Versammlung purpurn: kfd-Frauen aus dem gesamten Bundesgebiet kommen zusammen, um mit Purpurkreuzen, Postkarten und Plakaten mit Sprüchen wie „Predigerinnen – Viele Wege führen nach Rom, unserer direkt auf die Kanzel!“ oder „Leben ist Vielfalt – Wir lieben bunt!“ für die Anliegen einzustehen und allen Synodal*innen Mut zuzusprechen, sich auch dafür einzusetzen. An kfd-Frauen kommt niemand vorbei!

Die fünfte und letzte Versammlung

Auch vor der kommenden Synodalversammlung im März sind Aktionen geplant: Möglichst viele kfd-Frauen sollen die Synodal*innen in Frankfurt am Main empfangen, mit ihnen ins Gespräch kommen und für eine geschlechtergerechte Kirche werben.

Am Nachmittag sind bundesweit Gottesdienste geplant, bei denen purpurfarbene kfd-Sitzkissen zeigen: HIER gehören wir Frauen hin, in die Kirche, in die Gottesdienste, an den Altar – und ohne uns wäre die Kirche leer.

Stand: 27.02.2023