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"Frauen haben eine unendliche Ausdauer" 

Seit 30 Jahren arbeitet sie bereits für die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), am 1. Juli 2018 hat Brigitte Vielhaus (59) eine neue Etappe auf ihrem beruflichen kfd-Weg erklommen und das Amt der Bundesgeschäftsführerin angetreten. Im Interview berichtet sie, was sich bei der kfd in den letzten Jahrzehnten verändert hat, welche Themen für den Verband in Zukunft wichtig sind und was ihr Hobby mit ihrem Beruf zu tun hat.

Von Jutta Laege 

Frau und Mutter: Die Kisten sind ausgepackt, das Büro ist eingerichtet. Haben Sie sich schon am neuen Arbeitsplatz eingelebt?

Vielhaus: Ja, auf jeden Fall. Meine neuen direkten Mitarbeiterinnen haben mich sehr freundlich begrüßt und mir die erste Umgewöhnung im neuen Büro erleichtert. Der Bundesvorstand, viele Vertreterinnen unserer Diözesanvorstände, auch von befreundeten katholischen Verbänden und aus der Ökumene haben meinen Neubeginn mit guten Wünschen gestärkt.

Als Hobby-Läuferin sind Sie längere Strecken gewohnt. Ihre kfd-Strecke bis hierher ist eher in Zeit als in Kilometern zu bemessen: Sie sind schon seit mehr als 30 Jahren dabei.

Manchmal bin ich selbst erstaunt, wie viele Jahre ich bereits in unterschiedlichen Rollen bei der kfd auf Bundesebene dabei bin. Nach wie vor arbeite ich sehr gerne für den aus meiner Sicht interessantesten und stärksten Frauenverband in der Kirche. Die vielen unterschiedlichen Gruppen von Frauen vor Ort sind in ihrer großen Vielfalt etwas sehr Besonderes.

Ich freue mich immer wieder darüber, dass wir als Bundesgeschäftsstelle mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und natürlich gemeinsam mit dem Bundesvorstand für die vielen kfd-Frauen und für ihre ehrenamtlichen Vorstände vor Ort oder in den Diözesanverbänden da sind und sie unterstützen; dazu gehören auch die hauptamtlichen Kolleginnen in den diözesanen Geschäftsstellen. Das ist einfach eine schöne, sinnvolle und auch dankbare Arbeit.

Wenn Sie zurückschauen, wie Sie gestartet sind ... was hat sich bei der kfd denn bis heute verändert?

Als ich Ende der 80er-Jahre anfing, gab es noch Schreibmaschinen, aber keine Handys oder Computer. Es gab auch noch viele eher tabuisierte Themen, über die wir heute freier und selbstverständlicher sprechen:

Feministische Theologie beispielsweise, Gott anders als männlich zu denken oder Frauen in Leitungspositionen der Kirche zu sehen. Typische Geschlechtsrollenbilder in Frage zu stellen, war nicht gerne gesehen.

Frauen erheben mit aller Selbstverständlichkeit ihre Stimme" 

Heute dreht sich niemand mehr um, wenn ein junger Mann einen Kinderwagen schiebt oder eine junge Frau als Malerin auf einem Gerüst ein Haus anstreicht. Die große Vielfalt von Frauen- und Familienleben ist normaler geworden.

Frauen erheben mit aller Selbstverständlichkeit ihre Stimme, wenn es um politische Forderungen wie die nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit oder Rentengerechtigkeit im Alter geht.

Sie hatten viele wichtige Weggefährtinnen, eine von ihnen ist Ihre langjährige Vorgängerin Beate Kruse: Was haben die kfd und Sie ihr zu verdanken und was nehmen Sie für Ihre neue Aufgabe daraus mit?

Es gibt ein großes Erbe von starken kfd-Frauen. Wir stehen auf deren Schultern und gestalten die Arbeit verantwortungsvoll weiter. Persönlich habe ich Frauen (und Männern) ehemaliger Vorstände auf Bundes- und Diözesanebene viel zu verdanken. Ich habe vieles von ihnen gelernt.

Beate Kruse hat sich als Bundesgeschäftsführerin für die Anliegen von kfd-Gruppen vor Ort und den Diözesanverbänden viel Zeit genommen. Der Zusammenhalt verbandlicher Ebenen und Gremien war ihr wichtig. Sie hat viel dazu beigetragen, dass das "Wir-Gefühl" in der kfd gewachsen ist. Ich will ihre Arbeit gerne fortsetzen und mit der Geschäftsstelle weiterentwickeln.

Wenn Sie auf den bevorstehenden Weg schauen: Was haben Sie sich vorgenommen und wessen Unterstützung brauchen Sie dafür unbedingt?

Die Bundesgeschäftsstelle ist ja eine Dienstleistungseinrichtung für den Verband auf allen Ebenen. Und unser Bundesvorstand hat sich für seine Arbeit kirchen- und gesellschaftspolitische Ziele gesetzt.

Wir brauchen die Unterstützung unserer Mitglieder, und auch die vieler neuer Frauen."

Dabei geht es um Geschlechtergerechtigkeit in Kirche, Politik und Gesellschaft, um mehr Rentengerechtigkeit für Frauen oder um die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat.

Wir brauchen die Unterstützung unserer Mitglieder, und auch die vieler neuer Frauen. Wir setzen auf das gute Miteinander mit anderen Verbänden in der Kirche und mit unseren Schwesternverbänden in anderen christlichen Kirchen. Und natürlich hilft es, wenn auch Bischöfe und Frauen und Männer in verantwortlichen Positionen sehen, welch unverzichtbare Arbeit die kfd leistet.

30.000 neue Mitglieder bei der kfd in den vergangenen drei Jahren. Um im Bild zu bleiben: Da hatten Sie einen ganz schönen Lauf, oder?

Die Mitgliederwerbekampagne "Frauen.Macht.Zukunft." war wirklich ein super Erfolg für die ganze kfd. Wir haben auf vielen Ebenen erlebt, dass neue Frauen am besten durch eine persönliche Ansprache zu uns kommen.

Die kfd lebt mit allen Mitgliedern - mit den langjährigen und den neuen, mit den aktiven und denen, die vielleicht nicht mehr können oder aufgrund von Familie und Beruf keine Zeit haben. 

Und wer sorgt nun dafür, dass diese Belebung weitergeht?

Damit dieser "gute Lauf" weitergeht, wünsche ich mir von ganzem Herzen, dass jede kfd-Frau sich mit verantwortlich fühlt und weiterhin neue Frauen anspricht, die "mitlaufen".

Wir wollen für Frauen etwas erreichen, sie in ihren unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten stärken und stützen. Wir sind ein starker Ort für Frauen in der Kirche, wo neue Wege in der Gestaltung von Gottesdiensten und Spiritualität ausprobiert und auch die alten und bekannten Wege weiter vertrauensvoll gegangen werden können.

Neue Frauen können vor Ort neue Gruppen gründen, die mit ihrem Alltagsleben zu tun haben. Es gibt auf jeden Fall eindeutig mehr Gründe zu uns zu kommen, als es nicht zu tun.

Auf das Engagement von Frauen kann die katholische Kirche heutzutage ja gar nicht mehr verzichten. Was ist Ihr Rezept als Sportlerin und Geschäftsführerin für die kfd-Frauen?

Frauen sind Kirche, tragen und prägen diese täglich mit ihrem oft ehrenamtlichen Engagement und ihrem tiefen Glauben. Der Weg hin zu deutlich mehr Geschlechtergerechtigkeit ist hoffentlich nicht mehr allzu lang.

Als kfd-Frau ist es das Beste, auf die Stärke der Gemeinschaft zu vertrauen." 

Frauen haben immer schon eine unendliche Ausdauer gehabt und langen Atem bewiesen. Damit wir in diesem Lauf ans Ziel kommen, empfehle ich aus meiner Erfahrung als Dauerläuferin: durchhalten, sich durch Durststrecken kämpfen, immer wieder Pausen machen, gute Nahrung im direkten und übertragenen Sinne aufnehmen, mal langsamer, mal schneller werden, andere mitziehen und sich mitziehen lassen und dabei Stärke, Kraft und Mut zeigen!

Als kfd-Frau ist es das Beste, auf die Stärke der Gemeinschaft zu vertrauen. Das hilft immer!

Stand: 28.08.2018