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01. Oktober 2018 Aktuelles

Leitbild für gute digitale Arbeit

Die Delegierten des Ständigen Ausschusses "Frauen und Erwerbsarbeit" diskutierten bei ihrer Herbsttagung über das Leitbild für gute digitale Arbeit. Foto: kfd/Beate Behrendt-Weiß

Herbsttagung des Ständigen Ausschusses "Frauen und Erwerbsarbeit"

Wie kann ein Leitbild für gute digitale Arbeit aussehen? Das war die Frage, die im Mittelpunkt der Herbsttagung des Ständigen Ausschusses "Frauen und Erwerbsarbeit" stand, die am 28. und 29. September 2018 unter der Leitung von Sprecherin Ingrid Müller im Erbacher Hof in Mainz stattfand.

Bereits im letzten Jahr hatte sich der Ausschuss damit beschäftigt, wie sich Arbeitsweisen, Arbeitsformen und Arbeitsorte im Zuge zunehmender Digitalisierung verändern werden.

Prozess digitaler Arbeit sinnvoll gestalten

Bei der diesjährigen Herbsttagung ging es um die Frage, wie dieser Prozess digitaler Arbeit sinnvoll gestaltet werden kann - vor allem mit Blick auf erwerbstätige Frauen.

Denn dass er gestaltet werden müsse, wenn er menschenwürdige Arbeit zum Ziel hat, darüber sind sich die Experten einig; genauso wie über die Tatsache, dass die Gestaltung jetzt geschehen müsse. Denn "Arbeit 4.0" ist kein Thema von morgen. Die Zukunft von Arbeit hat längst begonnen.

Chancen und Risiken der Digitalisierung

Aus diesem Grund machten sich die Delegierten in Mainz auf die Suche nach einem neuen geschlechtergerechten Leitbild, das die Chancen wie die Risiken dieser umwälzenden Veränderungen gleichermaßen in den Blick nimmt.

"Die bisherige Digitalisierungsdebatte richtet ihren Fokus vorrangig auf die Themen Technik, Wettbewerbsfähigkeit und Industrieproduktion. Die Frauenperspektive fehlt hierbei nahezu vollständig", bedauerte Referentin Jutta Schmitz.

Aus Sicht der Sozialwissenschaftlerin vom Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen ermöglicht Digitalisierung auf der einen Seite flexibles Arbeiten in Raum und Zeit, was gerade für Frauen gleichstellungspolitisch mit Chancen verbunden sein könnte.

Auf der anderen Seite erlebten laut Studien aber schon heute viele erwerbstätige Frauen eine höhere Arbeitsbelastung infolge der Digitalisierung.

Nur rund 20 Prozent erfahren allerdings den versprochenen Effekt einer Entlastung, z. B. zur besseren Vereinbarkeit von Sorge- und Erwerbsarbeit.

Zudem würde mit den neuen Arbeitsmöglichkeiten der digitalen Plattformen insbesondere für Frauen ein weiterer Markt für ungesicherte Arbeitsverhältnisse ohne soziale Absicherung, betriebliche Mitbestimmung, gewerkschaftliche Vertretung und arbeitsrechtliche Regulierungen wachsen.

Und es gebe erste Anzeichen, dass auch beim "Crowdworking", der Fremdvergabe von Tätigkeiten über Internetplattformen, Geschlechterstereotype zum Nachteil von Frauen eine Rolle spielten.

Thesen und Forderungen unter dem Aspekt Digitalisierung

Wissenschaftlerin Schmitz nannte drei grundsätzliche Bereiche (betrieblicher) Anpassungs- und Gestaltungsfelder 4.0: die technologische Perspektive "Was ist möglich?", die organisatorische Perspektive "Was ist sinnvoll/effizient?" und die humanorientierte Perspektive "Was ist wünschenswert?".

Unter den fünf Schwerpunktthemen Flexibilität, Bildung, Dezentralisierung, Plattformarbeit und geschlechtergerechte Entlohnung erarbeiteten die Delegierten Thesen und Forderungen, die die bereits bestehende kfd-Position zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf unter dem Aspekt Digitalisierung ergänzen können.

Dabei wurde genauso die Gefahr der Entgrenzung von Arbeit thematisiert wie die Unsicherheiten infolge rechtlicher Grauzonen.

Aber auch Forderungen nach Informatik als verpflichtendem Unterrichtsfach und nach der Aufwertung weiblicher Kompetenzen wurden formuliert.

Bedeutung des Ständigen Ausschusses

Deutlich wurde einmal mehr, dass die Frage, ob Arbeit in Zukunft menschenwürdig und geschlechtergerecht sein wird, davon abhängt, ob entscheidende Weichen in Sachen Arbeits-, Gesundheits- und Datenschutz, aber auch hinsichtlich Existenzsicherung, Lohntransparenz oder Bildung rechtzeitig gestellt werden.

Referentin Jutta Schmitz unterstrich ausdrücklich die Bedeutung, die diesbezüglich der Arbeit von Gruppen wie dem Ständigen Ausschuss "Frauen und Erwerbsarbeit" zukomme: "Frauen müssen sich zusammenschließen, sie müssen Netzwerke bilden und ihre Positionen mit Nachdruck in die öffentliche Diskussion einbringen."

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Stand: 01.10.2018
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