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27. August 2019 Aktuelles

"Jetzt ist die Zeit gekommen"

kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil mit dem Purpurkreuz, dem kfd-Symbol für die Forderung nach einer geschlechtergerechten Kirche. Foto: kfd/Anne Orthen

Über den Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche, die kfd-Aktionswoche und den synodalen Weg spricht kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil im KNA-Interview.

KNA: Frau Heil, was ist das Ziel der kfd-Aktionswoche?

Heil: Wir setzen damit den ersten Punkt in unserer neuen Verbandsoffensive. Sie ist eine Fortführung unserer erfolgreichen Werbekampagne "Frauen.Macht.Zukunft". Wir haben überlegt, wie wir sie verstetigen können.

Es gibt eine neue Verbandsoffensive: "kfd - die macht.für dich.für alle.", die uns für die nächsten Wochen, Monate, vielleicht auch Jahre begleiten wird. Und die Aktionswoche bildet den Auftakt dafür.

Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche ist für die kfd ein ganz altes Anliegen."

In der Kirche rumort es gerade gewaltig unter den Frauen. Stand das Motto Ihrer Aktionswoche schon im Frühjahr fest, oder reagieren Sie damit auf die Initiative Maria 2.0?

Das Thema ist für die kfd ein ganz altes Anliegen. Wenn Frauen in der Kirche zusammen sind, sprechen sie auch immer wieder über Teilhabe an Ämtern und Verantwortung. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass wir uns mit diesem Thema, das die gesamte Gesellschaft bewegt, auseinandersetzen.

Da bricht im Moment etwas auf. Wir haben dafür gute Vorarbeit geleistet. In diesem Sommer haben wir bei unserer Bundesversammlung ein Positionspapier zu Diensten und Ämtern vorgelegt.

Es wurde einstimmig angenommen und unterstreicht den großen Rückhalt für dieses Anliegen. Natürlich ist es toll, dass Maria 2.0 zur gleichen Zeit entstanden ist.

Wie erklären Sie sich, dass Maria 2.0 im Frühjahr auf so große Resonanz gestoßen ist?

Wir sind darüber ein bisschen verwundert, schließlich ist das Anliegen nicht neu. Es hat wohl sehr viel mit dem Machtmissbrauch und dem Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche zu tun. Viele Frauen haben gesagt: Jetzt ist wirklich Schluss, das können wir nicht weiter ertragen.

Auch aus einer ganz persönlichen Betroffenheit - wenn es um Kinder geht, denken Frauen gleich: Das sind unsere Kinder, unsere Enkelkinder, unsere Familien.

Wir geben nicht auf, und wir haben Mut."

Ihr Verband hat schon 1999 die Zulassung von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche gefordert. Wie realistisch ist das überhaupt? Schließlich wirkt die Kirche oft wie ein schwerfälliger Tanker, der nicht mal eben seinen Kurs ändert...

Das mag sein, es dauert in der Kirche sicher länger. Aber auch ein Tanker kann sich bewegen. Wenn man die Geschichte der Kirche sieht, dann hat sich in den letzten 2.000 Jahren auch viel geändert. In dieser Zeit gab es auch Kursänderungen. Wir geben nicht auf, und wir haben Mut.

Gerade in diesem Jahr, in dem wir über 100 Jahre Frauenwahlrecht sprechen, muss es ein paar Mutige geben, die daran glauben, dass sich etwas bewegt - und dann bewegt sich auch was. An diesem Punkt stehen wir gerade. Und es gibt auch gute Signale aus der Kirche heraus.

Viele katholische Frauen haben in den vergangenen Monaten ihren Unmut gezeigt: Sie haben Gottesdienste boykottiert, ließen vorübergehend ihre ehrenamtliche Dienst ruhen oder tragen als Form des stummen Protestes weiße Kleidung in der Messe. Nun kam es sogar zu tumultartigen Szenen in einer fränkischen Gemeinde. Wie viel Protest ist erlaubt und sinnvoll - und wann schadet er vielleicht sogar dem Anliegen?

Man hat Frauen Jahre und Jahrzehnte versucht kleinzuhalten, nach der Devise: bloß kein Protest. Deshalb ist Protest heute das Mittel der Zeit, sonst hört man uns in dieser modernen Welt nicht. Nur: Wie der Protest aussehen muss - und ob es gleich ein Boykott sein muss -, das ist jeder Gemeinde und jeder Frau vor Ort selbst überlassen.

Wir haben mit der Aktion "#MachtLichtAn" ganz bewusst vor den Türen der Kirchen demonstriert, mit der Idee, Licht ins Dunkel zu bringen.

Aber natürlich fühlen wir uns auch als Teil der Kirche und wollen sie deshalb nicht boykottieren. Es geht uns darum, sie von innen heraus partnerschaftlich zu erneuern.

Sie haben eben das Motto "Macht für Dich, Macht für alle" angesprochen. Der Begriff Macht ist mitunter negativ und eher männlich besetzt. Wie will die kfd diesen Begriff positiv füllen?

Das ist ein langer Prozess. Wir haben schon bei unserer letzten Werbekampagne "Frauen.Macht.Zukunft." mit dem Begriff gerungen. Wir haben uns gefragt: Kann der Begriff im Zusammenhang mit Frauen adäquat sein?

Wir finden: Ja. Macht bedeutet nicht automatisch despotische Macht. Denn Macht kommt von machen: Nur wenn man Macht hat, kann man etwas machen; das weiß jeder. Deshalb muss Macht in unserer Gesellschaft zwischen Mann und Frau gleich verteilt sein. Und es geht auch um Verantwortung für das große Ganze.

Kann die kfd ihre Anliegen im Herbst beim "synodalen Weg" der deutschen Bischöfe einbringen?

Wir können das; meine Stellvertreterin Agnes Wuckelt ist bei den Vorforen dabei, und wir hoffen, dass sich das auch verstetigen wird. Es ist klar, dass wir als großer Frauenverband dabei sein wollen und dass es wichtig ist, dass die Kirche - die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken - sagt: Ihr müsst dabei sein.

In den Vorforen wird über die verschiedenen Themenkreise nachgedacht - und über die Frage, wie man erreichen kann, dass es später in den Foren zu Ergebnissen kommt, an die wir uns gebunden fühlen können. Und dann schauen wir mal, was dabei herauskommen wird.

© Das Interview führte Angelika Prauß/ KNA

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Stand: 27.08.2019
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