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17. Februar 2021 Aktuelles

Impuls zu Aschermittwoch

Leid und Tod sind durch die Corona-Pandemie näher in das alltägliche Leben gerückt. So ist es fast schon eine Zumutung, dass der Aschermittwoch uns noch zusätzlich an unsere eigene Vergänglichkeit erinnert. Foto: pixabay

Der begehbare Totenkopf von Niki de Saint Phalle. Foto: Steve Skjold /Alamy Stock

Heute ist Aschermittwoch; die 40-tägige Fastenzeit beginnt. Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit - eine Zeit, die uns einlädt und herausfordert, uns neu zu besinnen, inne zu halten, uns in Frage zu stellen und unser Leben neu auf Gott hin auszurichten.

An diesem Aschermittwoch ist durch die Corona-Pandemie alles anders. Es gab keine üblichen Karnevalsfeiern und das Aschenkreuz soll mit Maske und schweigend durch Aufstreuen auf das Haupt an die Gläubigen ausgeteilt werden.

Durch die Corona-Pandemie sind viele Menschen gestorben; Angehörige trauern um sie; viele Menschen, die als genesen gelten, leiden immer noch unter den Folgen einer Covid-Erkrankung. Leid und Tod sind auf einmal näher in das alltägliche Leben gerückt.

So ist es fast schon eine Zumutung, dass der Aschermittwoch uns noch zusätzlich an unsere eigene Vergänglichkeit erinnert. Und doch sind wir am Aschermittwoch eingeladen - gerade im Angesicht des Todes - das eigene Leben bewusster, achtsamer und wacher zu gestalten.

Matthäusevangelium: Mt 6,1-6.16-18: Vom Fasten, Beten und guten Werken im Verborgenen (Bibel in gerechter Sprache)

Impuls 

"Gott, Vater und Mutter für dich, sieht das Unauffällige - das Verborgene und wird es dir anrechnen.", heißt es in der Bibel in gerechter Sprache. Dies gilt für gute Taten, Werke der Barmherzigkeit, für das Beten und das Fasten.... Gott sieht das Verborgene, Gott sieht das, was unser Innerstes ausmacht.

Gott nimmt uns an, so wie wir wahrhaftig sind. - Wir haben es nicht nötig, uns oder irgendetwas zur Schau zu stellen. - Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir von Gott in unserem tiefsten Kern gesehen werden und so wie wir sind bereits angenommen sind. Wir müssen Gott nichts beweisen.

Der Bibeltext will uns ermutigen, so zu sein, wie wir sind - authentisch. Authentisch sein bedeutet, dass die äußeren Taten der inneren Wirklichkeit entsprechen. Es geht nicht darum, dass wir einem Schein entsprechen. Sein statt Schein! Das ist nicht immer einfach.

Eine Frau, die authentisch ihr Innerstes in die Gestaltung ihres künstlerischen Handelns gelegt hat, war Niki de Saint Phalle. Auf dem Bild ist ein bunt gestalteter Totenkopf zu sehen. Er stammt aus der Ausstellung "Niki in the Garden" mit Kunstwerken von Niki de Saint Phalle im Garfield Park in Chicago, den ich mir 2007 aus der Nähe anschauen konnte.

Niki des Saint Phalle ist am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren gestorben. Die jahrelange Arbeit mit Polyester, mit der sie die bekannten bunten Nanas (pralle, vor Leben strotzende Frauenskulpturen) gebildet hatte, hatte ihre Lunge schon seit 1968 angegriffen. Niki de Saint Phalle fand für sich einen Weg, sich künstlerisch und authentisch mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen - schauen wir auf die bunten Fragmente, aus denen der Totenkopf gestaltet ist.

Wenn wir uns das Bild anschauen, schrecken wir vielleicht im ersten Augenblick davor zurück, sind irritiert, fürchten uns. Hier ist ein bunter Totenkopf gestaltet, der begehbar ist.

Im inneren Raum des Totenkopfs befinden sich Bänke, die aus der Innenwand des Totenkopfes herauszuwachsen scheinen.

Sie laden ein, sich hinzusetzen, auszuruhen, sich mit der eigenen Begrenztheit des Lebens spielerisch auseinanderzusetzen. Viele Kinder waren damals dort zu sehen, die sich einen Spaß draus machten, durch die Zähne nach draußen zu schauen und den Raum zu erobern.

Durch die Pandemie durchzieht der Tod unseren Alltag

Lassen Sie uns einen Moment inne halten und das Bild betrachten. Wie wirkt es auf mich - heute - in meiner jetzigen Lebenssituation?

Was gefällt mir? Was stößt mich vielleicht ab? Wie geht es mir, wenn ich an meine eigene Sterblichkeit denke?

Habe ich das Gefühl, dass ich in meinem Leben etwas ändern müsste? Wofür bin ich in meinem Leben dankbar? Welche bunten Fragmente machen mein Leben aus? Wie sieht meine eigene authentische Auseinandersetzung mit dem Tod, der Begrenztheit des Lebens aus?

Wir können nicht solche Skulpturen bauen wie die Künstlerin und müssen das auch gar nicht, aber: Wir dürfen kreativ sein in unserem Leben und in unserer Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit.

Auch wenn dies gar nicht so einfach ist. Vor Corona war der Tod im Alltag eher "ausgelagert", für die meisten von uns oft weniger im Bewusstsein. Nur dann, wenn jemand in unserem Verwandten-, Freund*innenkreis oder im Arbeitsumfeld starb, bei Beerdigungen und auf Friedhöfen war das Thema unausweichlich und oft bedrängend da.

Durch die Pandemie durchzieht der Tod auch unseren Alltag. Wir haben Bilder von Särgen vor Augen und schon wenn wir morgens die Nachrichten hören, werden uns die Todeszahlen des Vortags gemeldet.

Wie ist mit dem Tod vor Augen umzugehen? Es gibt einen Wunsch aus dem Schamanismus, der lautet:

"Der Tod möge immer neben dir sitzen,
denn er wird dir die nötige Kraft
und den nötigen Mut geben,
wenn du etwas Wichtiges tun musst."
(unbekannt)

Der Tod ist für alle unausweichlich, doch im Angesicht des Todes geht es darum, das eigene Leben intensiver und bunter zu leben - es voll auszuschöpfen. Es geht darum, feiner wahrzunehmen, achtsamer zu leben, sich für Benachteiligte einzusetzen, sich mehr Zeit zu nehmen für Stille und für die Begegnung, wie dies auch immer in diesen Zeiten gefahrlos möglich ist.

Dies wünsche ich uns für die kommende Fastenzeit: Dass wir im Angesicht des Todes unser Leben ernst nehmen, weil es so einzigartig und kostbar ist, und dass wir alle bunten Fragmente ausleben und im rechten Augenblick notwendige Entscheidungen treffen.

Gebet

Gott, in der Begrenzung unseres irdischen Lebens kommt es auf jeden neuen Tag an - weil er immer der erste Tag vom Rest unseres Lebens ist. Gott, du bist treu und an jedem Tag bei uns. Im Vertrauen auf dich beginnen wir die 40 Tage der Umkehr.

Gib uns die Kraft, in dieser Fastenzeit zurückzuschauen, uns zu sammeln und uns neu zu orientieren. Lass uns in der Liebe zu dir und zu den Menschen immer mehr wachsen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Bruder, der in der Einheit der Heiligen Geistkraft mit dir lebt und Leben schafft. Amen.

Impuls von Monika Altenbeck
(Referentin für theologisch-spirituelle und verbandliche Bildung in der kfd-Bundesgeschäftsstelle)

Kontakt
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Stand: 17.02.2021