Bibliolog-Grundkurs: 17 Frauen zertifiziert
Aus der diesjährigen Bibliolog-Fortbildung (Grundkurs), die die kfd im Juni und Juli 2019 im Erbacher in Mainz angeboten hat, sind 17 zertifizierte Bibliologinnen hervorgegangen.
In zwei Modulen lernten die Frauen eigenständig einen Bibliolog zu entwickeln und durchzuführen.
Als Referentinnen begleiteten den Kurs Dr. Katrin Brockmöller und Dorothea Kleele-Hartl, vom kfd-Bundesvorstand nahm Lucia Lagoda teil.
Was ist der Bibliolog?
Der Bibliolog ist eine eindrückliche Methode, Bibeltexte gemeinsam in der Gruppe auszulegen und so lebendig werden zu lassen. Entwickelt wurde der Bibliolog in Nordamerika von dem jüdischen Psychodramatiker und Literaturwissenschaftler Peter Pitzele und seiner Frau Susan.
Sie stellen den Bibliolog in die Tradition der jüdischen Bibelauslegung des Midrasch: Während einerseits der biblische Text (als sogenanntes "schwarzes Feuer") zugrunde gelegt wird, bietet der Text andererseits viel Raum, der mit eigenen Gedanken, Gefühlen und Ideen gefüllt werden kann (das sogenannte "weiße Feuer").
Spielerisch hineinversetzen
Der Bibliolog ist eine Methode, in der die Teilnehmerinnen sich in eine Person/Figur oder auch einen Gegenstand in der Bibel spielerisch hineinversetzen und aus dieser Sicht heraus, mit den eigenen Erfahrungen, dem Lebenshintergrund und der momentanen Gestimmtheit Worte finden für das, was zwischen den Zeilen des biblischen Textes stehen könnte.
So stand zum Beispiel in einem Bibliolog die Bibelstelle (Mk 2,1-12) im Vordergrund, in der ein Gelähmter durch das Dach hinuntergelassen wurde, damit Jesus ihn heilt.
Besonders berührend war die Wahl des Hauses als Rolle: Das abgedeckte Dach, der freie Blick nach oben, die Heilung des Gelähmten im Innern des Hauses und die damit verbundenen Gefühle und Wünsche des Hauses ließen den Text sehr lebendig werden; dies zu hören war sehr bereichernd und hat diese Bibelstelle unvergesslich gemacht.
Ablauf eines Bibliologs
Ein Bibliolog dauert ca. 15 bis 20 Minuten. Der Ablauf eines Bibliologs ist formal immer recht ähnlich. Die Leiterin führt in die Methode und in die Szenerie ein; sie nimmt die Teilnehmenden mit in die Zeit, den Ort und das soziale Umfeld.
Dann liest sie einen Satz oder kurzen Abschnitt vor und spricht alle in dieser bestimmten Rolle (z.B. das Haus zu sein) an. Wer möchte, äußert sich nacheinander dazu und zwar in der Ich-Form.
Zum Beispiel: "Es fühlt sich frei und luftig an, dass ich als Haus nun einen freien Blick in den Himmel habe. Es ist heute Wunderbares in meinem Innern geschehen. Ich habe volles Vertrauen, dass mein Besitzer mein Dach wieder richtet."
Die Äußerungen werden von der Leiterin sprachlich aufgenommen und verstärkt. Es kann nachgefragt werden, wenn beispielsweise Inhalte nur angedeutet werden. Zum Schluss wird der Gruppe in ihrer Rolle als Haus gedankt. Nach einigen Äußerungen lenkt die Leitung die Aufmerksamkeit wieder auf den Text.
Sie liest den nächsten Satz oder Abschnitt und hält erneut inne, wo im Text ein offener Deutungsraum erkennbar ist. Es gibt wieder die Möglichkeit sich hierzu äußern zu können. Zum Schluss entlässt die Leiterin die Personen aus ihren Rollen und führt alle gedanklich wieder in die Gegenwart zurück.
Für wen eignet sich der Bibliolog?
Die Methode eignet sich für alle Altersgruppen und für Gruppen ab ca. acht Personen. Sie kann als Bibelarbeit oder als Predigt im Gottesdienst angewandt werden, in kfd-Gruppen, in der Gemeindearbeit, in der Schule oder im Senior*innenheim. Die Methode sollte allerdings nur von einer geschulten Bibliolog-Leiterin, die einen Grundkurs absolviert hat, angewandt werden.
Angebot für 2021
Die kfd wird in 2021 bei Interesse wieder einen Grundkurs anbieten.
Interessentinnen wenden sich gern an Monika Altenbeck, Referentin für theologisch-spirituelle und verbandliche Bildung in der kfd-Bundesgeschäftsstelle: monika.altenbeckkfd.de, Tel. 0211-44992-60.
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